Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 58
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0070
Helmut Göggel

komplette Operngesellschaft zu bilden und seiner Hochfürstlichen Durchlaucht vergnügte
Abende zu verschaffen. Die Gesamtkosten würden sich damit allerdings auf
642 Gulden monatlich belaufen.

Aus dem bisher Gesagten ist zu ersehen, dass ein Schauspieldirektor einen fortwährenden
Kampf um das finanzielle Uberleben seine Truppe führen musste. Ahnliches
galt für die Schauspieler/innen und Sänger/innen, die sich ihrerseits um ein
Engagement bemühen mussten und dabei auch immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten
geraten konnten. Dies kann einer öffentlichen Bekanntmachung Winters
entnommen werden, in der er bekannt gab, dass er für die Verbindlichkeiten seiner
Mitglieder in keiner Weise als Zahler oder Bürge eintreten werde. Denn die Mitglieder
der bisherigen Schauspielergesellschaft werden von dem Unterzeichneten am
1. und 15. Tage jeden Monats, nach Maßgabe des mit jedem derselben eingegangenen
Engagements bezahlt und dadurch in Stand gesetzt, alle 15 Tage ihr Verbindlichkeiten
und Leistungen erfüllen und bewerkstelligen zu können.

Nach Abschluss der ersten erfolgreich verlaufenen Saison bat Winter die Fürstliche
Verwaltung um ein Zeugnis, das ihm am 14. März 1831 ausgehändigt wurde und
das - verkürzt - folgendermaßen lautet:

Die Gesellschaft befindet sich seit Ende November dahier und hat sich seit dem
Anfang ihres Hierseyns den ungetheilten Beifall des ganzen Publikums im Schauspiel
erworben. In der Oper... hat sich dieselbe seit ihrer Kompletierung die vollkommenste
Zufriedenheit sowohl der höchsten Herrschaften als den ungetheilten Beifall der übrigen
vielen Zuhörer mit volster (sie!) Anerkennung der Leistungen einiger ausgezeichneter
Individuen, und ganz gelungener Durchführung der mehrstimmigen Stücke
und Chöre, was noch keiner früheren Gesellschaft in dem Grade gelungen, errungen.

Herr Dir. Winter ist ein bescheidener, friedliebender und sehr thätiger Mann, der
seinen Charakter...vorzüglich dadurch dargethan hat, dass auch nicht der mindeste
Exzeß eines seiner Mitglieder sich ergeben hat, weswegen demselben auch alles Lob
zu ertheilen ist.

Unter diesen Voraussetzungen darf daher mit Vergnügen dieses Zeugniß dahier
ertheilt werden, dass Herr Winter und seine damalige Gesellschaft, die von hier aus
die volle Achtung einnimmt, überall freundlich aufgenommen werden möchte.

Herrn Winter wurde damit die Erlaubnis erteilt, auch in der Saison 1831/32 auftreten
zu dürfen. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn Fürst Anton Aloys starb
am 17. Oktober 1831 und an Theater- oder Opernaufführungen war nicht zu denken.
Sein Sohn, Fürst Karl, regierte von 1831 - 1848. Unter seiner Regie trat 1832 die Landesverfassung
in Kraft.

Winter befand sich damit in einer fatalen Situation. Er hatte für ein Ensemble von
32 Personen zu sorgen, die er auch nicht entlassen konnte, da zu diesem Zeitpunkt
neue Engagements in der Regel abgeschlossen waren. In einem Appell an die
Großmuth, Menschenfreundlichkeit und die gerühmte Hertzensgüthe Ew. Hochfürstlichen
Durchlaucht bat Winter um finanzielle Hilfe, die er auch erhielt. In seinem
Dankschreiben spricht er von der gütigen und schnellen Unterstützung, die ihm
zuteil geworden sei vorzüglich in den nothwendigsten Bedürfnissen, was man vielleicht
auch so interpretieren könnte, dass er insgeheim mehr erwartet hatte. Wie
prekär die Lage war, sieht man auch aus der Reaktion der Wirtsleute, die sich nicht

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