Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 82
(PDF, 55 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0094
Helmut Göggel

10. DAS HOFTHEATER VON 1890 BIS ZUM ERSTEN WELTKRIEG

Erst mit der Saison 1890/91 begann wieder der reguläre Spielbetrieb unter der neuen
Leitung des Direktors Julius Heydecker. Dazu die Hohenzollerische Volkszeitung
vom 15.12.1890: Nach fast 6jähriger Pause waren gestern Abend die Räume des fürstlichen
Hoftheaters wieder geöffnet. In wohlwollendster Weise hat Fürst Leopold die
Benutzung des Hoftheaters und der Theater Requisiten für eine Reihe von Vorstellungen
gestattet u. damit einem sehnlichen Wunsche der Einwohnerschaft Gehör
geschenkt.

Heydecker war Leiter einer Wanderbühne gewesen. Er hatte die üblichen
Schwierigkeiten einer solchen Truppe, wie schon oben erwähnt, zu überwinden, um
sein Ensemble durchzubringen. Seine Tochter Olga schreibt über diese Zeit in ihren
Erinnerungen: Immer häufiger ging Papa „ Permission" machen, das heißt nämlich
bei den Bürgermeistern und Ortsvorstehern um Spielerlaubnis nachsuchen und mit
den Gastwirten den Theatersaal aushandeln. Morgens, oft schon um vier Uhr, ging
er fort, nur um recht viele Wege zu Fuß machen zu können; denn wir mussten sparen
. Besonderen Einsatz erforderten die sogenannten „Benefizveranstaltungen"
zugunsten bedürftiger Mitglieder. Um ein möglichst zahlungskräftiges Publikum zu
erreichen, wurden vor einer solchen Benefizveranstaltung besonders die Honoratioren
des betreffenden Ortes angesprochen. Das war immer etwas Feierliches, weil
nämlich der Kassenerfolg davon abhing...Zum Benefiz persönlich einladen mußte
man: das zeugte von Anstand und Bildung^.

In dieser Situation ergab sich für Heydecker die Chance, in Tübingen ein „Stadttheater
" aufzubauen. Zwar gab es dort schon ein „altes" Theater, aber nicht im Zentrum
und eher als Treffpunkt besonders für Studenten bekannt. Das neue Theater
sollte im „Museum" eingerichtet werden, dem traditionellen Treffpunkt aller gesellschaftlichen
Ereignisse in Tübingen. Die Bedingungen waren hart. Er hatte die Verpflichtung
, Bühne, Dekorationen, Kostüme, Requisiten, Möbel, Vorhänge, Bibliothek
usw. aus eigenen Mitteln zu stellen. Dazu eine Kaution von 500 Mark Seine
Tochter bemerkt dazu: Papa war Schauspieler, Sekretär, Requisiteur, Regisseur, Couplet
-Sänger, Fundus-Packmeister und - Direktor! - alles in einer Person.

Offensichtlich war das Ensemble in Tübingen nicht ausgelastet, denn es gastierte
nebenbei auch auswärts, z.B. in Hechingen. Heydecker übernahm ab der Saison
1890/91, wie schon erwähnt, die Leitung des Hoftheaters in Sigmaringen. Olga Heydecker
erinnert sich:

Uberhaupt das Sigmaringer Hoftheaterchen! Nur einmal noch habe ich etwas Ähnliches
gesehen, das war das alte Hoftheater in Weimar. Nicht der jetzige Prachtbau,
nein, dasselbe in dem Goethe noch Regie geführt haben soll...Also diese beiden Theaterchen
glichen sich fast wie ein Ei dem andern! Beide mit dem schlichten Rund ihrer
Empirelogen, klein und familiär. Links von der Bühne die Privatloge des Fürsten -

41 OLGA Heydecker-Langer: Lebensreise im Komödientenweagen. Bd. 1. Mnünchen 1928.
S. 17f. u. 23.

82


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0094