Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 138
(PDF, 55 MB)
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Jürgen Scheff

Legenden. Peters veranschlagte den Wert seiner persönlichen Gegenstände (Fotoapparat
samt Fotos, Seehundfelle, eine Heiligenstatue, Bücher, Büroutensilien u.s.w.),
die sicher Liebhaber fanden, auf etwa 1000 Mark, den der Grabungsfunde hingegen
auf mindestens 50000 Mark. Der Verlust sämtlicher originaler Grabungsberichte und
-Zeichnungen sowie des fertigen Manuskripts für Heft 4 der Fundberichte aus
Hohenzollern mit allen naturwissenschaftlichen Detailuntersuchungen zu den
Höhlengrabungen im Donau- und Laucherttal wog für Peters am schwersten, da er
von ihnen keinerlei Abschriften gefertigt hatte.

Peters berichtet rückblickend: Es hat einiger Monate bedurft, um über die Wirkung
dieser Ereignisse hinwegzukommen. Das verdanke ich wohl vor allem meiner
Tätigkeit als Lehrer von Wilhelmine Ott, der Tochter des Bürgermeisters Ott von
Hettingen, in dessen Hause ich gern gesehener Gast wurde. Wilhelmine Ott war
Schülerin der Sigmaringer Oberschule, die mit dem Einmarsch der Franzosen bis auf
weiteres ihre Pforten schließen mußte. Die starke Begabung der 15-jährigen WilheT
mine reizte mich, hier zu helfen, und so bin ich bis zur Wiedereröffnung der Sigmaringer
Schulen im Frühjahr 1946 wöchentlich ein- oder zweimal nach Hettingen
gewandert und habe dort die mir gebotene, nicht unangenehme Gastfreundschaft
durch meinen Unterricht in Deutsch, Lateinisch, Englisch und Französisch wohl
wettgemacht164.

Dankbar nahm Eduard Peters in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit die Hilfe
der Familie seines Freundes Johann Häberle aus Veringenstadt an, den er im Tagebuch
als seinen „Leibbauern" titulierte. Peters wurde häufig zu den Mahlzeiten eingeladen
und Häberles Tochter Blandine versorgte ihm die Wäsche. Auch im Hause des von
der Militärregierung ins Amt gesetzten neuen Veringenstadter Bürgermeisters Stefan
Fink war Peters ein gern gesehener Gast. Eine von Finks ersten Amtshandlungen, ein
offizielles Schreiben an Eduard Peters vom 17. Juni 1945 erwies sich als eine noble,
wenn auch nicht ganz uneigennützige Geste gegenüber dem nunmehr 76-jährigen
Mann:

Sehr geehrter Herr Peters! In Anerkennung und Würdigung Ihrer langjährigen
Tätigkeit und Ihrer Verdienste für die Archäologie, die Sie sich in oft entsagungsvoller
und aufopfernder Tätigkeit erworben haben, möchte die Gemeinde auch ihrerseits
einen bescheidenen Teil an Dankesschuld abstatten. Dazu fühlt sich die Gemeinde
umso mehr verpflichtet, als Sie einen ganz wesentlichen Teil Ihrer Arbeiten in unserer
an frühgeschichtlichen Funden so reichen Gemarkung geleistet haben. Um Ihre
weiteren Arbeiten zu erleichtern und Ihnen eine kleine Freude zu machen, soll Ihnen
in Kürze in unserem historischen Rathaus ein bescheidener Arbeitsplatz zur Verfügung
gestellt werden. Darin mögen Sie auch gleichzeitig den Dank ersehen für Ihre
Bereitwilligkeit, der Gemeinde bei der Ordnung geschichtlich wertvoller Akten zu
helfen. Ich wünsche und hoffe gerne, daß Sie unser Anerbieten nicht zurückweisen
und im Interesse der Wissenschaft - nicht zuletzt auch zu unserem Nutzen - Ihre
wertvolle Arbeit fortsetzen. Mit diesem Wunsche, sehr geehrter Herr Peters, grüße ich
Sie als Ihr St. Fink. Bürgermeister^.

164 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 37) Tagebuch Peters 1946.

165 Nachlass Peters Veringenstadt (wie Anm. 59) Brief Stefan Fink an Eduard Peters, 17. Juni 1945.

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