Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 139
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0151
Die archäologische Erforschung der Höhlen des Oberen Donautals und seiner Seitentäler

Deutlicher konnte der Versuch einer Wiedergutmachung für das Verhalten seines
in geschichtlichen Belangen wenig interessierten Amtsvorgängers Schmid gegenüber
Eduard Peters nicht ausgedrückt werden. Peters, der zu diesem Zeitpunkt noch nichts
vom Verlust seiner Funde in Sigmaringen ahnte, willigte ein, kam er so doch in den
Genuss eines jederzeit beheizbaren Raums. Nach Einrichtung des Archivzimmers im
ersten Stock - es war das gleiche, in dem er von 1934 bis 1937 seine Grabungen ausgewertet
hatte - begann Peters am 20. Juni mit der Sichtung und Ordnung des
Gemeindearchivs von Veringenstadt, das sich in einem grauenvollen Zustand befand.
Wertvolle Aktenbestände, die zum Teil bis ins 15. Jahrhundert zurückreichten, waren
von Bürgermeister Schmid in der für diese Zwecke völlig ungeeignete Kornkammer
im Dachgeschoss deponiert worden, als das zweite Obergeschoss des Rathauses -
und somit auch das Heimatmuseum - für die Unterbringung französischer Kriegsgefangener
geräumt werden musste. Durch einen Lattenverschlag hatten sich diese
einen Zugang zur Kornkammer geschaffen und die Archivalien zum Feuermachen
oder als Abortpapier verwendet. Peters fand einen wüsten, wiederholt durchwühlten
Haufen verschmutzten und zerrissenen Papiers vor. Die Aufarbeitung der Bestände
konnte dank der Unterstützung von Archivrat Herberhold vom Staatsarchiv Sigmaringen
im Oktober 1946 beendet werden166.

Mit eisernem Willen, seine Depressionen ablegen und wieder arbeitsfähig werden
zu wollen, durchstreifte Peters ohne Rücksicht auf das Wetter die Umgebung. Dabei
fand er in Johann Häberle einen treuen und ortskundigen Begleiter. Häberle machte
ihn mit den Bohnerzgruben mit ihren bedeutenden tertiären Tierfunden bekannt und
führte ihn zu den zahlreichen, in den Wäldern um Veringenstadt verborgenen Grabhügelgruppen
. Erste Untersuchungen der Steinhügel im Alten Hau wurden begonnen
, am 7. November wurde ein Suchschnitt in einer vorgeschichtlichen Siedlung in
den benachbarten Veringenfelder Wiesen angelegt. Ab Oktober gelang es Peters wieder
, Kontakt mit ehemaligen Freunden und Mitarbeitern in ganz Deutschland aufzunehmen
. Der umfangreiche Schriftwechsel mit nahezu allen führenden Persönlichkeiten
der archäologischen Forschung offenbart in schonungsloser Offenheit die
schwierigen Lebens- und Arbeitssverhältnisse nach dem Zusammenbruch des „Tausendjährigen
Reiches", aber auch die immensen kulturellen Verluste. Am 4. November
antwortet Landeskonservator a. D. Peter Goessler, bereits 73-jährig, dass er
beauftragt worden sei, das Landesamt für Denkmalpflege und die Historische Kommission
Württembergs neu aufzubauen, den Vorlesungsbetrieb an der Universität
Tübingen wieder aufgenommen habe, das Urgeschichtliche sowie das Anthropologische
Institut leite und überdies zum Vorsitzenden des Schwäbischen Albvereins
gewählt worden sei. Wenig begeistert dürfte Peters von der ihm geschilderten Absicht
des Staatsrats Prof. Dr. Carlo Schmidt gewesen sein, dessen persönlichen Freund
Adolf Rieth als Denkmalpfleger für den Landesteil Südwürttemberg-Hohenzollern
einzusetzen. Rieths Ernennung zum Nachfolger von Gustav Riek (der sich mit seiner
Grabung am Hohmichele ins Minenfeld der von Heinrich Himmler geförderten
„Ahnenerbe"-Forschungen begeben hatte) auf dem Lehrstuhl für Urgeschichte in

166 Nachlass Peters Veringenstadt (wie Anm. 59) Schreiben Staatsarchiv Sigmaringen (Namen
unleserlich) an Bürgermeister Fink Veringenstadt, 10. Oktober 1946.

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