Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 144
(PDF, 55 MB)
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Jürgen Scheff

in eine Welt frei von ideologischen Zwängen anzubahnen. In privaten Briefwechseln
sowie anhand von wörtlichen Abschriften auf Notizblättern zeigt sich, welchen Eindruck
die Werke von Sartre als Hauptvertreter des französischen Existenzialismus in
Bezug auf die Sinnfrage des Lebens auf ihn gemacht haben müssen. Peters zitiert
unter anderem: Existenzanalyse - eine Analyse des Menschseins auf Verantwortlichsein
hin, bzw.: Erster Grundsatz des Existenzialismus: der Mensch ist, wozu er
sich macht.

Das abgrundtiefe Misstrauen, welches Peters im Laufe der vergangenen Jahre
gegenüber jeglicher Form von behördlicher Gängelung entwickelt hatte, führte beinahe
zum Bruch der langjährigen Freundschaft mit Peter Goessler. Zusammen mit
Kurt Bittel (1907-1991), der seit dem Frühjahr 1946 die Professur für Vor- und Frühgeschichte
an der Universität Tübingen innehatte, lud er Peters zu einer Besprechung
ein. Dieser missverstand dies offenbar als eine Art Vorladung durch einen Vorgesetzten
und sagte in einem brüsk abgefassten Brief vom 18. Juli sein Kommen ab. Er wolle
der Outsider mit reinem eigenen Willen bleiben, schrieb Peters, und wenn jemand
einen Wunsch hätte, so solle er ihn einfach mitteilen. Goessler antwortete in einem
sehr emotionsgeladenen Brief am 29. September unter anderem: Haben Sie kein
Gefühl dafür, wie kränkend geradezu ihre Worte waren gegenüber einem Mann, der
ebenfalls für sich in Anspruch nehmen darf, als eigenwilliger Mann gewertet zu werden
, der seine Freiheit als einer der ganz wenigen sogar dem Amte und zwar einem
schönen vorgezogen hat. Das musste ich Ihnen sagenm.

Eduard Peters hatte seine physischen Kräfte mit den vielfältigen Aktivitäten offensichtlich
überfordert. Eine im September einsetzende Kreislauferkrankung, die sich in
auftretenden Sehstörungen bemerkbar machte sowie Depressionen beeinträchtigten
den Rest des Jahres. Mit dem Tod von Wolfgang Soergel (26. Juli) in Freiburg/Breisgau
sowie Hugo Obermaier (12. November) in Freiburg/Schweiz verlor Eduard
Peters zudem zwei langjährige Freunde und Förderer.

1947

Mit Hilfe des Autos von Bürgermeister Stefan Fink gelangte Eduard Peters am 20.
Januar nach Hinterzarten. Durch der Ortswechsel versprach er sich eine Besserung
seines Gesundheitszustandes. Zum ersten Mal war er 1919 dort in der Linde bei
Familie Ketterer eingekehrt. Nach 1925 war die Linde alljährlich Ziel seiner ausgedehnten
Schiwanderungen im Schwarzwald. Letztmals war er im März/April 1944
mehrere Wochen bei bester Verpflegung trotz schlechter Zeiten Gast bei Sophie Ketterer
. Als Zeichen seiner Dankbarkeit ließ er von Kunstbildhauer Karl Volk aus Jun-
gnau für sie eine Statue des St. Petrus schnitzen; diese wurde jedoch beim Einmarsch
der Franzosen im April 1945 aus dem Luftschutzkeller des Landeshauses in Sigmaringen
gestohlen. Peters erwarb daraufhin von Volk ein Plastik „Trauernde Frau", die
er als Idealfigur der von ihm geschätzten Sophie Ketterer betrachtete, und die ebenfalls
mit Freude angenommen wurde. Schneemangel verhinderte den ersehnten Schilauf
. Ein Sturz auf der Kellertreppe mit starkem Blutverlust brachte Eduard Peters für

184 Nachlass Peters Veringenstadt (wie Anm. 59) Brief Peter Goessler an Eduard Peters,
29. September 1946.

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