Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 152
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0164
Jürgen Scheff

1894 liegen nur bruchstückhafte Informationen vor. Neben angeblichen Feuersteinpfeilen
, einem neolithischen Steinbeilfragment und einem Tonlöffel belegen Keramikscherben
der Jungsteinzeit, der mittleren Bronzezeit, der Latenezeit sowie des
Mittelalters die Nutzung der Höhle zu unterschiedlichsten Zeiten207.

Bei einer Geländebegehung mit Forstmeister Derichsweiler, Gammertingen, führte
Gemeindeförster Hau aus Melchingen Eduard Peters 1942 erstmals zur Sommer -
kirchhöhle.Vom 22. bis 25. Juli 1942 erfolgte unter Mithilfe von Adolf Maichle, Josef
Wälder und Paul Bausch eine erste Probegrabung. In bis zu 3,5 m tiefen Suchgräben
lieferte sie mit Ren, Wildpferd, Hirsch, Urrind und Fellnashorn bereits eiszeitliche
Tierreste in einer Fülle, die Peters Erwartungen übertraf, aber nur wenige Silices208.
Eine zweite Sondierung im Sommer 1943 diente der zeitlichen Klärung der tieferen
Sedimentschichten: Eine starke schwarze neolithische Schicht - mit Steinbeil- und
Topfresten - lagert über einer nicht durch Deckenabbrüche gestörten Kalkkiesschicht,
die in etwa ein Meter Tiefe diluviale Knochenreste und wenige Silices enthielt. Diese
Kulturschicht hatte an unserem Einschnitt etwa ein Meter Stärke und enthielt Reste
von Ren, Hirsch, Nashorn, Höhlenbär. Ganz auffallend war der Mangel an Silices.
Nur ein Bruchstück ließ auf eine oberpaläolithische Kultur - Aurignacienf -
schließen. Knochenwerkzeuge fanden sich nicht209. Einige Faunenreste, vor allem
Röhrenknochen, sollen möglicherweise Bearbeitungsspuren durch Stein- und Knochenwerkzeuge
aufgewiesen haben. Eine für 1944 geplante Beendigung der Grabung
kam kriegsbedingt nicht mehr zustande. Sämtliche Funde der Grabungen 1942/43
sind seit 1945 verschollen. Peters, der weiteren Grabungen in der Sommerkirchhöhle
oberste Priorität zuordnete, konnte diese, bedingt durch seinen plötzlichen Tod 1948,
nicht mehr aufnehmen210.

Bei Begehungen am 1. und 7. Dezember 2002 sowie am 26. Juli 2003 konnte Werner
Simon, Inzigkofen, im alten Grabungschutt mittelalterliche und vorrömische
Tonscherben (u. a. Spätlatene, Jungsteinzeit), Silexabschläge sowie glaziale Faunenreste
aufsammeln.

Funde: Silices, Fauna (Aurignacien?); Steinbeile, Tonlöffel, Tonscherben (Jungsteinzeit
); Tonscherben (mittl. Bronzezeit, Spätlatenezeit; Mittelalter).

Verbleib: Archäologisches Landesmuseum (z. T. verschollen), Museum im Kräuterkasten
Albstadt-Ebingen (Funde 2002/2003: A 52 a-c)

207 Karl Theodor Zingeler: Die vor- und frühgeschichtliche Forschung in Hohenzollern.
In: Mitt. d. Vereins f. Geschichte & Alterthumskunde in Hohenzollern 27 (1893/94) S. 110. -
Jörg Biel: Zur neolithischen Besiedlung der Schwäbischen Alb. In: Fundberichte aus Baden-
Württemberg 1 (1974) 58, 61, Abb. 6. - Jutta Krumland: Die bronzezeitliche Siedlungskeramik
zwischen Elsaß und Böhmen (Internationale Archäologie 49). Rahden/Westfalen. S. 207,
Taf. 133 E. - Ulrich Binder: Nacheiszeitliche Funde aus Höhlen der Schwäbischen Alb
(Arbeitsthema). Unterlagen für ein Dissertationsvorhaben; Universität Tübingen 1954/55. S.
80, Taf 118. - Gustav Haag: Vorgeschichtliche Funde von der Haid. Unveröffentlichtes Typo-
skript (45 S.). Stadtarchiv Reutlingen Sig. NL Gustav Haag Nr.58. S. 39.

208 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 142).

209 Peters, Meine Tätigkeit (wie Anm. 6) S. 16.

210 Jürgen Scheff: Burladingen-Melchingen: Die Sommerkirchhöhle (Führer zu archäologischen
Denkmälern in Deutschland 43: Zollernalbkreis). Stuttgart 2003. S. 152-154.

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