Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 161
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0173
Die archäologische Erforschung der Höhlen des Oberen Donautals und seiner Seitentäler

den geöffneten Höhle243. Die darunter folgende, in der ganzen Höhle anzutreffende
Schicht mit Massenvorkommen von Kleinsäugetieren aus Eulengewöllen lässt erkennen
, dass die Höhle am Ende der letzten Eiszeit über einen längeren Zeitraum vom
Menschen gemieden wurde. Das Vorhandensein von ziemlich wenigen Silices und
sonstigen Hinterlassenschaften sowohl von Jägern und Sammlern des Magdaleniens
als auch des Aurignaciens sowie die Unsicherheit ihrer Ansprache durch Eduard
Peters zeigt, dass für ihn eine Trennung zumindest zweier altsteinzeitlicher Besiedlungshorizonte
nicht möglich war. Auf eine Ausräumung der ausschließlich Höhlenbärenknochen
bergenden untersten Sedimente verzichtete Peters. Bevor der Mensch
die Höhle für seine Zwecke in Beschlag nahm, diente sie dem Höhlenbären über
lange Zeiträume der letzten Eiszeit als Winterschlafplatz.

Eine Schürfung und Nachlese in den Abraummassen der Grabungen von Eduard
Peters durch Ulrich Binder aus Stuttgart im Juli oder August 1950 lieferte vorwiegend
Keramik der Urnenfelderkultur und der Spätlatenezeit244. Franz Werz aus Veringen-
stadt konnte bei Grabungen im Jahr 1955 Silices des Aurignaciens, eiszeitliche Faunenreste
sowie weitere Siedlungsreste der Jungsteinzeit, der Urnenfelderkultur, der
Spätlatenezeit und des Mittelalters bergen. Vorgeschichtliche Scherben aus dem
Abraum der Nikolaushöhle wurden von G. Matschak dem Württembergischen Landesmuseum
übergeben245. Im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart
befinden sich zudem Faunenaufsammlungen von E. Scheer, Göppingen (ohne Funddatum
), Achim Lehmkuhl von 1980-1983 sowie Thomas Rathgeber von 19 85246.
Begehungen von Werner Simon aus Inzigkofen am 25. Dezember 2002 und 22. Januar
2003 lieferten erneut ein kleine Anzahl von Tonscherben (u. a. Urnenfelderkultur,
Mittelalter) und eiszeitlichen Faunenresten.

Funde: Wenige Silices, 1 Bruchstück einer Speerspitze aus Rentiergeweih (Aurig-
nacien); Silices, kleine Gagatperle, Bruchstück eines Lochstabs, mehrere kleine ver-
kieste ortsfremde Ammoniten, 1 als Jagdpfeife angesprochener Rentierknochen mit
Loch (Magdalenien ?); 1 trapezförmiges Steinbeil, 1 Fragment eines ähnlichen Stücks,
1 spitznackiges Steinbeil, 1 abgebrochener Nacken eines weiteren Steinbeils, 1 Silex-
pfeilspitze mit Pechspuren, 2 Silexwerkzeuge, grobe unverzierte Tonscherben, verzierte
Scherben der Schussenrieder Kultur (späte Jungsteinzeit); 1 Bronzemesser mit
geschweifter Klinge, 1 kleineres Bronzemesser, 1 abgebrochene, 22 cm lange Bronzenadel
, 1 bronzene Rollenkopfnadel, 3 dreikantige Bronzeringe, 1 Bronzefragment,
zahlreiche, zum Teil verzierte Tonscherben, mehrere Spinnwirtel (Urnenfelderkultur
); wenige Tonscherben (Hallstattzeit); 1 spateiförmiger Eisengegenstand mit einseitiger
kammförmiger Zahnung als Werkzeug zur Kammstrichverzierung von Töpferwaren
(?)247, zahlreiche Tonscherben mit Kamm- und Besenstrichverzierung,

243 Rieth, Vorgeschichte der Schwäbischen Alb (wie Anm. 106) S. 41, 86.

244 Binder, Nacheiszeitliche Funde (wie Anm. 207) S. 62 f., Taf 101-105. - Archiv Staatliches Museum
für Naturkunde Stuttgart. Bericht Ulrich Binder über Grabungen im Juli und August 1950.

245 Gertraud Matschak: Veringenstadt (Lkr. Sigmaringen). In: Fundberichte aus Baden-
Württemberg 2 (1975) S.126.

246 Rathgeber, Die quartäre Tierwelt (wie Anm. 229) S. 215.

247 Rieth, Spätkeltische Töpfergeräte (wie Anm. 107) S. 52-68.

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