Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 163
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0175
Die archäologische Erforschung der Höhlen des Oberen Donautals und seiner Seitentäler

Opfer gefallen. Die erste Grabungskampagne zog sich über drei Jahre hin: 25. Juli bis
20. Oktober 1935, 3. August bis 16. September 1936 und 12. Juli bis 11. September
193 7250.

Bereits im ersten und zweiten Jahr zeigten Silices des Mousteriens die Nutzung des
Schafstalls durch den Neandertaler, doch erwiesen sich die Ausgrabungen als äußerst
problematisch: Von Anfang an wurde für alle Bodenschichten das Schlämmverfahren
angewandt, obwohl sich der schichtweisen Abdeckung bei der Unmenge der im
Boden steckenden Felsblöcke die größten Schwierigkeiten entgegenstellten. Erst im
SO-Teil des Überhangs stießen wir auf die Schicht, die unsere Moustierkultur enthält.
Ihr Auslauf konnte nicht verfolgt werden, weil zwei 20 cbm Gestein enthaltende
Blöcke im Wege liegen, die nur durch Sprengung zu entfernen sind. Ob dies bei der
Zerklüftung der dar üb erliegenden Felspartien ratsam ist, bedarf noch der Prüfung.
Die Freilegung der Blöcke führte im übrigen zu der überraschenden Feststellung, daß
sie einst die Decke einer Höhle bildeten, die den Uberhang am SO-Ende abschloß251.
Als die Neandertaler hier rasteten, fanden sie also kein Abri, sondern noch eine
geräumige Höhle vor, die vermutlich einmal eine Verbindung mit der Nikolaushöhle
besaß. Die anhand gehäuft vorkommender Knochenkohlen erkenntliche Kulturschicht
war zum Teil mit bis zu 4 Meter mächtigen Fels- und Schuttmassen überdeckt
. Im Winter 1936/37 gelang die Sprengung der beiden Felsblöcke. Die Steilheit
des Geländes machte eine Deponierung der Gesteinsmassen am Hang bzw. einen
Abtransport unmöglich. Sie wurden unter dem Felsdach aufgestapelt, was den
ohnehin knappen Arbeitsraum weiter einschränkte. Der Grabungverlauf ist durch
einige Fotos dokumentiert252.

Peters ordnete die Silices des Schafstalls typologisch einem jüngeren Mousterien zu
als die des Göpfelsteins. Es erscheint indes fraglich, ob nur eine einzige Kulturschicht
vorhanden war oder etwa jüngere, bereits dem Aurignacien des modernen Menschen
zugehörige Kulturschichten nicht erkannt wurden. Sollte Peters diese übersehen
haben, so war er dabei in guter Gesellschaft. Beim Abbau der zur Kontrolle stehengelassenen
Sedimentblöcke am Abschluss der Grabung war mit Hugo Obermaier
einer der profiliertesten Urgeschichtler der damaligen Zeit aktiv beteiligt. Wie unsicher
Peters selbst in seiner Interpretation war, zeigt sich in mehreren Briefwechseln,
wo er geradezu von einer Ubergangskultur Mousterien-Aurignacien spricht. Eine
endgültige Klärung könnten nur moderne Nachuntersuchungen bringen, da nahezu
alle aussagekräftigen Silices sowie sämtliche Grabungsberichte und -Zeichnungen der

250 Peters, Die altsteinzeitlichen Kulturen (wie Anm. 78) S. 173-195. - Ders., Vor- und frühgeschichtlicher
Tätigkeitsbericht aus Hohenzollern 1937 (wie Anm. 114) S. 358 f. - Ders.,
Meine Tätigkeit (wie Anm. 6) S. 14 f. - Peters u. Paret, Die Vor- und frühgeschichtlichen
Kunst- und Kulturdenkmäler in Hohenzollern (wie Anm. 139) S. 5, 12, 22, Taf. I, III, XII. -
Peters u. Rieth, Die Höhlen von Veringenstadt (wie Anm. 79) S. 240-264. - Rieth, Vorgeschichte
der Schwäbischen Alb (wie Anm. 106) S. 24 f.

251 Peters, Die altsteinzeitlichen Kulturen (wie Anm. 78) S. 177 f.

252 Jürgen Scheff: Eduard Peters (1869-1948). Die archäologische Erforschung der Höhlen
um Veringenstadt. In: Laichinger Höhlenfreund 39 (2004) H. 1 S. 38 Abb. 6, 41 Abb. 7, 44 Abb.
8. - Joachim Hahn: Von Höhlenmenschen und Höhlenbären. Zur urgeschichtlichen Erforschung
von Höhlen. In: Karst und Höhle 1989/90 (1991) S. 180.

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