Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 197
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0209
Die archäologische Erforschung der Höhlen des Oberen Donautals und seiner Seitentäler

tung sah. Eine kleine Höhle an der Basis des Felsens, die mit Steinen zugestopft war,
lieferte keine Funde.

Das neolithische Fundmaterial bestand aus 2 geschliffenen Steinhacken (sog.
Schuhleistenkeile aus Hornblendeschiefer), 16 schöne Pfrieme und Nadeln - darunter
ein bearbeiteter Eberzahn und eine Nadel mit Ohr - mit Längen bis 11,5 cm sowie
7 zerbrochene, 9 angesägte Hirschgeweihreste, 10 Silexwerkzeuge, 1 schwarzes Steinmesser
(Hornblendeschiefer?) und zahlreiche, zum Teil verzierte Gefäßscherben mit
Knubben und Ösen. Letztere wurden von Adolf Rieth der jungneolithischen Althei-
mer Kultur zugeordnet375. Die Fundgegenstände sowie der menschliche Schädel wurden
Robert Rudolf Schmidt, Geologisches Institut der Universität Tübingen, zur
Bearbeitung übergeben. Das umfangreiche Tierknochenmaterial wurde von Eberhard
Fraas, Königliches Naturalienkabinett Stuttgart, bestimmt und erbrachte neben Haustieren
wie Hund, Ziege und einer kleinen Rinderrasse eine typische nacheiszeitliche
Fauna: Wildschwein, Rothirsch, Reh, Ur, Biber, Feldmaus, Schermaus, Braunbär,
Dachs, Wildkatze, Fischotter, Steinmarder, Edelmarder, Iltis, Fuchs, Haushund. Einzig
die Zuweisung der wenigen Pferdereste bereitet Probleme, da Wildpferde im
Holozän Südwestdeutschlands bisher nicht nachgewiesen werden konnten, andererseits
domestizierte Pferde erst äußerst selten aus Siedlungen der späten Jungsteinzeit
bekannt sind. Eine Beimischung aus jüngeren Schichten wäre eventuell zu erwägen.
Vögel, wahrscheinlich Entenarten und Storch, Hecht, Schleie sowie Weißfisch oder
Nase ergänzten offenbar den neolithischen Speiseplan376.

Im Jahr 1923 war der Abbau der Kiesgrube so weit fortgeschritten, dass unter der
Aufsicht des damaligen Vertrauensmanns für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer
in Hohenzollern, Studienrat Heinrichs, weitere Teile der Kulturschicht durch Schüler
des Gymnasiums freigelegt und durchgesiebt werden konnten. Die Fundstelle wurde
eingemessen und fotografiert. Eine Knochennadel wurde der Hohenzollerischen
Landessammlung übergeben, welche erst im Winter 1925/26 durch Oskar Paret auf
der Burg Hohenzollern neu aufgestellt worden war. Weitere geborgene Knochen (und
eventuell sonstige Funde?) wurden 1929 noch am Sigmaringer Gymnasium aufbewahrt377
. Auch Funde der Ausgrabung Edelmanns von 1913 gelangten in die Hohen-
zollerische Landessammlung. Es war aber offenbar in der Zwischenzeit zu Verlusten
und einer Vermischung mit anderen Funden der Bronze- und Eisenzeit unklarer Herkunft
gekommen. Den Funden vom Dettinger Berg wurde daraufhin ihr historischer
Wert mit der Unterstellung abgesprochen, es könnte sich möglicherweise um die

375 Rieth, Vorgeschichte der Schwäbischen Alb (wie Anm. 106) S. 39 Abb. 8/10, S. 43, 217.

376 E[delmann, Hieronymus]: Sigmaringen, 24. Juni. In: Hohenzollerische Volkszeitung, Nr.
142 v. 25. Juni 1913. - Thomas Rathgeber u. Reinhard Ziegler: Die Säugetiere im Quartär
von Baden-Württemberg. In: Die Säugetiere Baden-Württembergs Bd. 1. Hg. von Monika
Braun u. Fritz Dieterlen. 2003. S. 131. - Steidle: Die Steinzeitsiedlung bei Sigmaringen.
In: s^Zollerländle 1 (1925) Nr. 7, 21. August 1925. Hechingen.

377 Dr. F[leischmann, Ludwig Eduard]: Das älteste „Sigmaringen". In: Hohenzollerische
Volkszeitung, Nr. 3 v. 5. Januar 1929.

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