Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 210
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Rolf Vogt

flugzeug auf dem Rückweg von Stuttgart etwa 40 Stabbrandbomben über der Friedrichstraße
ab. In Brand gerieten das Verwaltungsgebäude des Städtischen Gaswerks
und das Haus von Balthasar Beck in der Alten Rottenburger Straße19. Die Feuerwehr
hatte nach einer halben Stunde gelöscht. Am 6. September 1943 endete ein Luftkampf
über Stuttgart mit dem Abschuss einer amerikanischen B 17 und der Gefangennahme
der Piloten bei Hechingen. Das Ereignis war eine Sensation. Viele Hechinger eilten
zum Fasanenwald, um sich das Wrack anzusehen20.

Dann wurden die Zeiten mit dem Luftalarm häufiger. Die Sirenen heulten nicht
mehr nur nachts, sondern auch am Tag. Der Alltag geriet durcheinander. Wir waren
die meiste Zeit im Keller, schrieb Frida Zinser, Geschäftsfrau an der Staig, über die
letzte Kriegswoche in ihr Tagebuch21.

Seit dem Sommer 1944 beherrschten mehr und mehr die gefürchteten Jagdbomber
den Himmel. Sie nahmen alles unter Beschuss, was sich bewegte. In den Zeitungen
waren Tipps für das Verhalten bei Angriffen der Terrorflieger zu lesen22. Autos und
Züge waren leichte Ziele, der Gasbehälter am Stadtrand wurde am 27. Februar 1945
in Brand geschossen23. Fünf Hechinger verloren bei derartigen Angriffen in den letzten
Kriegswochen ihr Leben: Thomas Pfister, Elfriede Kanz, Johann Leute, Werner

19 120 Jahre Freiwillige Feuerwehr Hechingen 1852-1972. Hechingen 1972. S. 40. Dieser Luftangriff
geriet in Vergessenheit und wird sonst nirgendwo erwähnt. In allen Berichten zum
Kriegsende wird nur das Bombardement vom 18.04.1945 in Erinnerung gerufen. Der französische
Militärgouverneur Roger Courtois wusste nicht einmal von dem, als er 1949 seinen
Abschlussbericht verfasste, s. Roger Courtois: Der Kreis Hechingen (April 1945-Dezember
1949). In: Blau-Weiß-Rot. Leben unter der Trikolore. Die Kreise Balingen und Hechingen in
der Nachkriegszeit 1945 bis 1949. Bearbeitet von Andreas Zekorn. (= Zollernalb-Profile Bd. 5).
Stuttgart 1999. S. 309-405, hier S. 313. Zum britischen Angriff am 22.11.1942 auf Stuttgart vgl.
Karl-Werner Steim: Haigerloch in preußischer Zeit (1850-1945). Haigerloch 1994. S. 81f.

20 In: 120 Jahre Freiwillige Feuerwehr Hechingen (wie Anm. 19) S. 39 findet sich die Einsatz-
Meldung von Kommandant Franz Schetter im Faksimile. Vgl. Walter Sauter: Als der Krieg
der Heimat näher kam (wie Anm. 17). Karl-Werner Steim: Haigerloch in preußischer Zeit
(wie Anm. 19) S. 82.

21 Frida Zinser: Tagebuch 1945. S. 6. Lagerort privat, Kopien in StadtAH und Kreisarchiv
Balingen. Frida Zinser (10.11.1904-08.06.1992) und ihr Mann Josef führten ein Molkereigeschäft
. Am Abend des 22.04.1945, dem Tag des französischen Einmarschs in Hechingen,
begann sie, Tagebuch zu schreiben. Ihre Aufzeichnungen gehen bis in den Frühsommer.

22 Z. B. Hz. Bl. Nr. 56/07.03.1945, 80/06.04.1945, 86/13.04.1945, 87/14.04.1945.

23 Heimatliches Kriegsgeschehen I (wie Anm. 1). Walter Sauter: Als der Krieg der Heimat
näher kam (wie Anm. 17). Chronik-Entwurf (wie Anm. 1) S. 93. Allg. zum Luftkrieg vgl.
Karl-Werner Steim: Haigerloch in preußischer Zeit (wie Anm. 19) S. 81-87. Joachim Streit:
Der Luftkrieg 1939-1945 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen. In: Von der Diktatur
zur Besatzung. Das Kriegsende 1945 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen. Sigmaringen
[1995]. S. 15-25. Hans Willbold: Der Luftkrieg zwischen Donau und Bodensee.
Vorbereitungen, Flugplätze und deren Belegungen, Luftangriffe, Abstürze. (= Landkreis Biberach
Geschichte und Kultur Bd. 6). Bad Buchau 2002. Franz Bausinger: Erinnerungen. Stetten
im Gnadental. Geschichten und Bilder. Hechingen 2002. S. 75f.

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