Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 216
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0228
Rolf Vogt

mann, der Schulleiter, wollte nicht35. Für Weidle war diese Befehlsverweigerung das
Signal. Er verließ Hechingen und machte sich auf die Flucht. Ohne ihn trafen sich am
Tag darauf, am 21. April, die Zugführer des Volkssturms zur Lagebesprechung im
Rathaus. Das Ergebnis: Volkssturm zurückgezogen1*3'. Anders als ihr Chef, gingen die
Hechinger Volkssturmmänner nach Haus. „Daß der [...] Volkssturm nicht in Aktion
trat, war eine Selbstverständlichkeit", meinte im Abstand von zehn Jahren Walter
Sauter37. Aber so selbstverständlich scheint dieser Ausgang nicht gewesen zu sein.
Was, wenn Weidle geblieben wäre?

4. ABZUG

In der ersten Aprilhälfte 1945 blieb die Front im Bereich von Neckarunterlauf und
Enz eine Zeitlang stabil. Aber Mitte April stieß die 1. Französische Armee unter dem
Oberbefehl von General Jean de Lattre de Tassigny bis nach Freudenstadt vor, das am
17. April nach eintägigem Bombardement in Schutt und Asche lag. Danach ging es
rasend schnell: Im Norden Hechingens rückten die alliierten Truppen am 18. April
nach Rottenburg vor, besetzten am 19. April Tübingen und standen am 20. April
schon in Reutlingen. Westlich von Hechingen marschierten französische Einheiten
am 20. April nach Oberndorf, Haigerloch, Balingen und Rottweil und standen am 21.
April in Tuttlingen, um von dort aus ostwärts nach Sigmaringen vorzustoßen, das sie
am 22. April erreichten, an dem selben Sonntag, an dem auch Hechingen besetzt wurde38
.

Dass der Krieg zunächst einen Bogen um die Stadt machte, hing mit den Zielen der
Alliierten zusammen. Der Vorstoß im Norden Hechingens machte den Schönbuch-
Kessel dicht, in dem sich größere Wehrmachtsverbände aufhielten, denen der Rückzug
abgeschnitten wurde. Der schnelle Vorstoß der Franzosen im Westen galt der
französischen Exilregierung um Marschall Philippe Petain in Sigmaringen und mündete
in den Wettlauf mit den Amerikanern nach Ulm.

Zwischen den beiden Keilen lag Hechingen. Westlich der Stadt sollte die 257.
Volksgrenadierdivision die Front am Neckar halten. Die Division war Teil des 64.
Armeekorps, das der 19. Armee unterstellt war, die wiederum zur Heeresgruppe G
gehörte. Die gesamte Heeresgruppe war auf der Flucht. Ihr Chef war am 2. April
General Friedrich Schulz geworden - schon wieder ein neuer Name bei der Wehr-

35 Wilhelm Holzhäuer: Tagebuch (wie Anm. 29) 03.05.1945, S. 128f.

36 Ebd. 21.04.1945, S. 126.

37 Walter Sauter: 22. April (wie Anm. 33).

38 Joachim Streit: Die militärische Besetzung der Kreise Balingen und Hechingen im April
1945. In: Blau-Weiß-Rot (wie Anm. 19) S. 27-31. DERS.: Die militärische Besetzung des Sigmaringer
Raumes im April 1945. In: Von der Diktatur zur Besatzung. Das Kriegsende 1945 im
Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen. Sigmaringen [1995]. S. 27-29. Tübingen 1945.
Eine Chronik von Hermann Werner. Bearbeitet von Manfred Schmid. (= Beiträge zur Tübinger
Geschichte Bd. 1). Stuttgart 1986.

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