Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 222
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Rolf Vogt

denzpflicht wurde allgemein erst zur Jahresmitte aufgehoben. Im Kreis Hechingen zu
Fuji ohne Passierschein bewegen durfte sich jede deutsche Zivilperson nach der
Anordnung des Militärgouverneurs erst wieder am 29. Juni 1945. Die Benutzung von
Fahrrädern, Motorrädern und Autos blieb auch danach genehmigungspflichtig57.

Weitere Befehle, die Simmendinger per Handzettel am Spätnachmittag des 22.
April bei der Ubergabe der Stadt erhielt, betrafen das Verbot, versprengte deutsche
Soldaten aufzunehmen, die Schließung der Geschäfte und Gasthäuser und einiges
mehr. Die Polizei blieb unbewaffnet weiter im Dienst58.

6. AUSSCHREITUNGEN

Uber die Sieger-Seite wird von „überschäumenden Szenen der Begrüßung" bei
französischen Kriegsgefangenen und ausländischen Zivilarbeitern gleich nach dem
Einmarsch berichtet. Der Marktplatz füllte sich am 22. April, kaum dass die französischen
Panzerwagen vorgefahren waren. Um 17 Uhr soll auf der Burg Hohenzollern
die Trikolore geweht haben, und dieses Signal müssen viele Ausländer in den umliegenden
Dörfern verstanden haben. Während die Hechinger sich in ihren Häusern
versteckten, gehörten die Straßen Siegern und Befreiten.

In dem Durcheinander war es weder der Polizei möglich, für Sicherheit zu sorgen,
noch den französischen Befehlshabern für Disziplin. Noch am Abend hätten die
„Ausschreitungen" begonnen, schrieb Walter Sauter, hei Pfriender, Bidlingmaier und
Buckenmaier haben die Franzosen und Marokkaner die Uhren und den Schmuck
geholt, bei Fecker und Rothweiler Zigaretten, notierte Frida Zinser, was sich im
Stadtzentrum abspielte59.

Das Recht des Stärkeren regierte. Vor allem Frauen lebten in Angst - ein Thema
aus jedem Krieg. Belästigungen waren am ehesten zu vermeiden, wenn sie zuhause
blieben. Frida Zinser traute sich zwei Tage nach dem Einmarsch zum ersten Mal nach

57 Ebd. Frida Zinser: Tagebuch (wie Anm. 21) passim. Nachrichtenblatt Nr. 1/28.07.1945,
4/17.08.1945, 20/06.12.1945 u. a. Vgl. Heimatliches Kriegsgeschehen III (wie Anm. 1). Walter
Sauter: 22. April (wie Anm. 33). Hechinger kleiden sich neu ein (wie Anm. 28). Chronik-Entwurf
(wie Anm. 1) S. 97, 109. Zu bedenken ist, dass Verkehrsbeschränkungen bereits während
des Kriegs verhängt wurden. Beispielsweise waren seit Januar 1945 Eisenbahnfahrten für
Strecken über 75 Kilometer nur gegen Bescheinigung möglich. Im Februar wurden Geschäftsreisen
mit der Bahn genehmigungspflichtig und private Zugreisen generell untersagt, s. Hz. Bl.
Nr. 20/24.01.1945, 31/06.02.1945, 35/10.02.1945. Auch der Güterverkehr auf der Straße war
eingeschränkt, im Landratsamt regelte der Fahrbereitschaftsleiter den Verkehr.

58 StadtAH. A200 Reg.-Nr. 9731, Requisitionen Radioabgabe Sonstige. 2. Besatzungsangelegenheiten
Einzelne Requisitionen 1945-46. Vgl. Frida Zinser (wie Anm. 21) S. 3,12. Mitte Juni
1945 ordnete die Militärregierung ein Uniformverbot an. Die Polizeibeamten taten danach
Dienst in Zivil.

59 Walter Sauter: 22. April (wie Anm. 33). Frida Zinser: Tagebuch (wie Anm. 21)
23.04.1945, S. 11. Vgl. Erich Bagge: Tagebuch (wie Anm. 53) 24.04.1945, S. 95. Zum Zeitpunkt
der Trikolore-Hissung auf der Burg vgl. Die „Eroberung" von Stetten. In: HZ Nr.
104/06.05.1955. Eisenbahnbrücke war schon zur Sprengung angebohrt (wie Anm. 49).

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