Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 224
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0236
Rolf Vogt

gestellt wurden. Der Volkssturm erledigte das am Montag65. Am Mittwoch waren alle
dran: Heute mußten die Männer der Stadt zum Aufräumen, berichtet Frida Zinser
am 25. April66. Auch am Tag darauf wurden sie gerufen. Die französische Armee
wollte die gesprengten Straßenbrücken wieder frei haben. Organisiert wurden die
Arbeitseinsätze in den ersten Wochen von der Stadtverwaltung, später vom Arbeitsamt
. Politisch belastete Hechinger traf es besonders oft.

Anschaulich wird die Fortdauer des Kriegs in der Verdunkelung. Die Luftschutzarbeit
ging nach dem 22. April weiter. Die Blockwarte des Reichsluftschutzbunds
hielten ihre Einsatzbereitschaften zusammen und kontrollierten in ihrem Viertel wie
gewohnt Verdunkelung, Bereitstellung der Löschgeräte und der Löschmittel Sand
und Wasser. Erst am 23. Mai, einen Monat nach der Besetzung Hechingens und zwei
Wochen nach der deutschen Kapitulation, durften die Abdeckplatten von den Fenstern
genommen werden. Dunkel blieb die Stadt in der Nacht auch danach. Die
Straßenlaternen gingen erst im September wieder an67.

7. ALLTAG

Zum Siegerrecht gehörten die Requisitionen. Alle Waffen, Radiogeräte, Fotoapparate
, Ferngläser und Landkarten mussten abgeliefert werden. Das war eine weitere Forderung
, die dem Bürgermeister am 22. April gestellt wurde. Am anderen Tag, erinnerte
sich Walter Sauter, bewegten sich Prozessionen von Ablieferern aufs Rathaus, doch
wurde vielen ihre Last schon unterwegs von französischen Soldaten und Ausländern
abgenommen^.

Als besonders schmerzlich wurde die Abgabe der Radiogeräte empfunden. Der
Rundfunk, gerade erst 20 Jahre alt, half, Verbindung mit der Welt zu halten. Besonders
die Luftlagemeldungen - jede volle Stunde - waren wichtig. Und die Grußsendungen
der Wehrmacht. Wir leben wie auf dem Monde, klagte Frida Zinser, als ihr
Radioapparat im Rathaus stand69. Eine geordnete Lagerung ließ sich dort nicht verwirklichen
. Die Radioapparate hätten zuerst im Sitzungssaal des Rathauses gestanden
, notierte Stadtinspektor Heinrich Jacobs: Nach einigen Tagen wurden sie auf
dem Dachboden [...] untergebracht. [...] Französische Truppen sind in der Folgezeit
[...] aus- und eingegangen und haben dort Rundfunkgeräte nach Auswahl entnommen
und abgeführt. Als die Freigabe [...] erfolgte, stellte sich heraus, dass einige 100
Geräte fehlten70. Freigegeben wurden die Apparate Ende Mai 1945. Doch bis 1949

65 Wilhelm Holzhäuser: Tagebuch (wie Anm. 29) 03.05.1945, S. 129.

66 Frida Zinser: Tagebuch (wie Anm. 21) 25.04.1945, S. 18.

67 Stadt AH. A200 Reg.-Nr. 9731, Requisitionen Radioabgabe Sonstige. 2. Besatzungsangelegenheiten
Einzelne Requisitionen 1945-46. Nachrichtenblatt Nr. 8/14.09.1945.

68 Walter Sauter: 22. April (wie Anm. 33). Allg. zur frühen Besatzungszeit vgl. Roger
Courtois: Der Kreis Hechingen (wie Anm. 19). Walter Sauter: Vor 20 Jahren (wie Anm. 43).
Chronik-Entwurf (wie Anm. 1) S. 96-105.

69 Frida Zinser: Tagebuch (wie Anm. 21) 21.05.1945, S. 67.

70 StadtAH. A200 Reg.-Nr. 9731, Requisitionen Radioabgabe Sonstige. 3. Besatzungsangelegenheiten
Requisition der Radiogeräte 1945.

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