Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 226
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0238
Rolf Vogt

Da Stadt- und Kreisgrenzen nicht überschritten werden durften, war ein Passierschein
notwendig. Der Laisser passez. Antrag im Rathaus, Unterschrift vom Militärgouverneur
. Auch Lastwagen und Treibstoff mussten organisiert werden. Erst dann
konnte die Fahrt losgehen. Alles, was verkauft werden sollte, kam auf mühsamen und
verschlungenen Pfaden in die Stadt. Und es war immer zu wenig. In den Ladengeschäften
fehlen jegliche Lagerbestände, berichtete noch im Herbst 1945 der Hechinger
Landrat dem französischen Gouverneur: Der Lebensmittelhandel bemüht sich
um Herbeischaffung der notwendigen Nahrungsmittel. Nachteilig wirken sich dabei
das Fehlen von Kraftfahrzeugen aus, sowie die Hemmungen, die durch die Zonenbeschränkungen
bedingt sind, geht der Bericht weiter74.

Wer die Möglichkeit hatte, betrieb Gemüseanbau und Nutztierhaltung. Besitzer
von Häusern mit Garten fiel das einfacher, andere Hechinger bemühten sich bei der
Stadt um ein Krautland, das sie pachten konnten. Fast alle Grünanlagen waren umgepflügt
. Auch auf dem Schlossplatz - vor dem Rathaus und vor der Hohenzolleri-
schen Landesbank - wuchsen Salat und Gemüse75. Es begann die Zeit der langen
Wege und des Tauschhandels. Das Hamstern wurde Volkssport. Gegen die zahlreichen
Feld- und Obstdiebstähle bildete die Stadt eine Nachtwacht76.

74 StAS. Ho 13 T 2 Nr. 722, Landratsamt Hechingen: Monatsberichte und Statistiken an die
französischen Kreisdelegierten. 1945-1952. Monatsbericht 17.10.1945.

75 Hz. Bl. Nr. 78/04.04.1945. Die Versorgungslage im Einzelhandel begünstigte schon früh im
Krieg privaten Gemüseanbau. 1940 gab es Kleingärten im Weiher, Hof garten, am Feilbach, vor
der Lichtnau und auf dem First, s. Hz. Bl. Nr. 122/27.05.1940. 1942 richtete die Stadt die Kleingartenanlage
Weiherwiesen ein, deren Betrieb der zu gleicher Zeit gegründete Ortsverein des
Reichsbunds Deutscher Kleingärtner organisierte, s. Hz. Bl. Nr. 84/11.04.1942, 255/30.10.1942,
257/02.11.1942, 268/14.11.1942. Der Reichsbund hatte 1944 in Hechingen 100 Mitglieder, Kreisgruppenleiter
war Justizobersekretär i. R. Wilhelm Günther, s. Hz. Bl. Nr. 214/12.09.1944. Der
Obstbauverein Hechingen arbeitete bis in den Sommer 1944 hinein als Fachschaft der Ortsbauernschaft
. Anfang 1945 wurden weitere Flächen auf der Lichtnau und der Sportplatz
Hagelwasen zu Krautländern umgewandelt, s. Hz. Bl. Nr. 41/17.02.1945, 52/02.03.1945. Am
03.04.1945 vergab die Stadt nach einer öffentlichen Ausschreibung aus ihrem Grundbesitz
Krautländer an Tobelweg, Schlossberg, Neustraße, Feilbach, Lichtnau, Maisenbächle, Vordere
Bronnwiesen, Friedrichstraße und in der Stadt vor Rathaus und Landesbank sowie am Adolf-
Hitler-Platz mit einer Fläche bis zu 1,5 Ar an 176 Interessenten, s. Hz. Bl. Nr. 48/26.02.1945,
70/23.03.1945, 77/03.04.1945, 78/04.04.1945. Neben dem Reichsbund Deutscher Kleingärtner
organisierte die NS-Frauenschaft Schulungsveranstaltungen für Öffentlichkeit und Mitglieder.
Auch nach dem Krieg übernahm die Stadt die Verteilung von Krautländern. Das Fürstliche
Forstamt verpachtete Anbauflächen im Weiher, s. Nachrichtenblatt Nr. 13/19.10.1946,
16/09.11.1946. Vgl. Frida Zinser (wie Anm. 21) 28.04.1945, S. 24, 09.05.1945, S. 48. Annegret
Laney: Aufs falsche Pferd gesetzt (wie Anm. 29) S. 189-192.

76 StadtAH. A200 Reg.-Nr. 1206, Gemeinderatswahlen 1946-1956. 6. Bürgerausschuss,
16.08.1946. ST Nr. 66/20.08.1946.

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