Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 229
(PDF, 55 MB)
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Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die frühere Besatzungszeit in Hechingen

Arbeit landete vor dem Kriegsgericht, das am 3. Juli erstmals tagte. Fluchthilfe, Sperrzeitverstöße
und Passierscheinvergehen, die Nichtanmeldung von Warenlagern und
Zurückhaltung von Wehrmachtsbesitz waren - beispielsweise - die Vorwürfe in den
Anklagen. Aber auch ganz normaler Diebstahl79.

Die Hechinger registrierten Brochus Arbeit wohlwollend: Ruhe und Ordnung seien
mit ihm zurückgekehrt, schrieb Walter Sauter. Stadt und Kreis hätten ihm viel zu
verdanken. Brochu, Südfranzose aus Arles, blieb bis Juli 1947 Delegue de Cercle de
Hechingen - so sein Titel. Er brachte Frau und Tochter mit und wohnte in der Villa
Wolf in der Zollernstraße, dem späteren Gesundheitsamt. Dort war der preußische
Kronprinz Wilhelm ein Nachbar, mit dem er sich anfreundete80.

Mit der Militärverwaltung kamen die Reparationen. In den Hechinger Betrieben
sahen sich ab dem Sommer 1945 Reparationskommissionen um. Sie kontrollierten die
Bestände in den Lagern. In der Textil- und Schuhindustrie sorgten sie für die
Abführung großer Mengen der vorhandenen Warenvorräte, vermerkte der Landrat
im September81. Die Produktion nahmen die ersten Firmen im Herbst wieder auf.
Die Militärregierung setzte die maximale Wochenarbeitszeit auf 24 Stunden fest82.
Viele Betriebe mussten ihre Erzeugnisse abführen. Die Apparatebau GmbH gründeten
die Franzosen selbst. Sie zog in die Metallwarenfabrik auf dem First ein und bei
Josef Mayer in der Haigerlocher Straße und hatte zeitweise 500 Mitarbeiter in
Hechingen, Rangendingen und Bodelshausen83.

9. AUSLÄNDER

Anders als man denken mag, waren die befreiten Ausländer am 22. April nicht wirklich
frei. Selbst die französischen Kriegsgefangenen in der Stadt durften nicht gleich
gehen, am 24. Mai 1945 war sogar Musterung im Militärgouvernement. Die französischen
Zivilarbeiter waren aber nicht zu halten. Viele Franzosen, wo hier waren, sind
heute schon nach Frankreich gefahren, bemerkte Frida Zinser am 24. April84.

79 Zum Militärgericht, dem Tribunal Sommaire, vgl. Nachrichtenblatt Nr. 1/28.07.1945,
3/10.08.1945, 5/24.08.1945, 6/31.08.1945, 10/28.09.1945, 18/23.11.1945. Roger Courtois: Der
Kreis Hechingen (wie Anm. 19) S. 321, 324. Walter Sauter: Vor 20 Jahren (wie Anm. 43).
Hans Speidel: Der Landkreis Hechingen (wie Anm. 1) S. 249f.

80 Zu Henri Brochu vgl. Hans Speidel: Der Landkreis Hechingen (wie Anm. 1) S. 250-252.
Blau-Weiß-Rot (wie Anm. 19) S. 17-19.

81 St AS. Ho 13 T 2 Nr. 722, Landratsamt Hechingen: Monatsberichte und Statistiken an die
französischen Kreisdelegierten. 1945-1952. Monatsbericht 18.09.1945.

82 Roger Courtois: Der Kreis Hechingen (wie Anm. 19) S. 382.

83 Zur Apparatebau GmbH vgl. Walter Sauter: Der Index zu den Hechinger Zeitungen 1829-
1970. Bearb. von Thomas Jauch. Hechingen 1996. S. 1362. StadtAH. A200 Reg.-Nr. 9700,
Ohne Titel. Nachrichtenblatt Nr. 8/14.09.1945. Chronik-Entwurf (wie Anm. 1) S. 104. Xaver
Fischer: Handwerk, Handel und Gewerbe in Hechingen. In: 1200 Jahre Hechingen. Sonderveröffentlichung
zur 1200-Jahr-Feier der Stadt Hechingen. HZ Nr. 89/18.04.1986, S. 12-32, hier S. 18.

84 Frida Zinser: Tagebuch (wie Anm. 21) 24.04.1945, S. 14. Vgl. Rolf Vogt: Zwangsarbeit
(wie Anm. 4). S. 655-662.

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