Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 235
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0247
Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die frühere Besatzungszeit in Hechingen

vom 28. Mai 1946 an die politische Säuberung in der französischen Zone regelte. Von
Normann wurde im Oktober 1945 aufsichtsführender Richter am Amtsgericht
Hechingen und 1947, als Traber nach Tübingen ging, kommissarisch Landgerichtspräsident
. 1950 wechselte er als Bundesrichter nach Karlsruhe101. Die wichtigsten
Hechinger NS-Prozesse sahen ihn als Vorsitzenden Richter. Trotz seiner juristischen
Reputation war er nach Ansicht der Militärregierung „der Mann, der [...] am meisten
ins Visier gerät und vielleicht am meisten gehaßt wird"102.

Die Entnazifizierung wurde um so unpopulärer, je länger sie dauerte. Die Berufungsverfahren
zogen sich bis in die junge Bundesrepublik hinein und endeten meist
milder. Auch die Berufungsinstanzen der Hechinger NS-Prozesse in Tübingen und
Rottweil besserten immer zugunsten der erstinstanzlich verurteilten Straftäter nach.

12. VERWALTUNG UND BÜRGERAUSSCHUSS

In der deutschen Verwaltung gab es am 22. April 1945 eine kurze Phase des Stillstands
. Nur das Bürgermeisteramt blieb durchgehend besetzt, und im Landratsamt
setzte gleich nach dem französischen Einmarsch Landrat Paul Schraermeyer seine
Arbeit fort. Andere Behörden blieben am nächsten Arbeitstag verwaist.

Capitaine Quinart zog den offiziellen Schlussstrich. Noch am Tage seiner Ankunft
in Hechingen, am 5. Mai, ordnete er die Schließung der Banken und des Gerichts an
und ließ Grund- und Registerbücher versiegeln. Auch die Schulen, ohnehin alle vom
Militär belegt, machte er offiziell zu. Geschlossen blieben die Banken genau einen
Monat, bis zum 4. Juni. Das Gericht wurde erst am 25. Oktober wieder eröffnet.
Gesundheitsamt, Veterinäramt, Forstverwaltung, Katasteramt, Schulamt, Post, Handelskammer
und andere Behörden wurden von der Militärregierung zur Wiederaufnahme
ihrer Arbeit angehalten. Schulamt und Gesundheitsamt erhielten neue Leiter.
Das Arbeitsamt, das für die Dienstverpflichtungen benötigt wurde, machte Sorgen:
Seine gesamte Spitze hatte sich auf die Flucht begeben. Es dauerte bis in den Juni
1945, alle Verwaltungseinrichtungen zu reaktivieren103.

Kurz vor der Ankunft seines Nachfolgers Brochu machte Quinart reinen Tisch im
Landratsamt. Am 13. Mai wurde Landrat Paul Schraermeyer seines Amtes enthoben.
Den Anlass gab ein Wehrmachtssoldat in Burladingen, der nicht gemeldet war. Die
Militärregierung verhängte eine Strafe von 500.000 Reichsmark, das Landratsamt
brachte das Geld nicht bei, und Schraermeyer musste gehen. Er arbeitete aber weiter
als Referent des Landrats. Den Job als Chef erhielt Clemens Moser, der sich am
15. Mai den Bürgermeistern in einem Rundschreiben vorstellte und dabei auch seitens
Ihres bisherigen Landrats um vertrauensvolle Mitarbeit bat104.

101 Zu Dr. Alexander von Normann (22.01.1893-17.11.1983) vgl. Blau-Weiß-Rot (wie Anm. 19)
S. 375.

102 Roger Courtois: Der Kreis Hechingen (wie Anm. 19) S. 343.

103 Ebd. S. 316-318, 323f.

104 Ebd. S. 319. StadtAH. A200 Reg.-Nr. 9731, Requisitionen Radioabgabe Sonstige. 2. Besatzungsangelegenheiten
Einzelne Requisitionen 1945-46.

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