Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 240
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Rolf Vogt

Politische Gruppen hatten zu diesem frühen Zeitpunkt aber noch keine Zukunft.
Die Militärregierung wollte so was noch nicht haben. Dem Nerz-Ausschuss blieb
deshalb die Anerkennung versagt. Erst im Winter 1945/46 bildeten sich langsam die
neuen politischen Parteien. In Hechingen fand zunächst die KPD wieder zusammen.
Sie hatte ihre Gründungsversammlung am 7. April 1946 im Gasthaus Anker. Franz
Mössmer beantragte die Versammlungsgenehmigung am 1. April, Militärgouverneur
Henri Brochu stimmte am 3. April zu. CDU und SPD brachten die bevorstehenden
Kommunalwahlen zusammen. Die Hechinger Christdemokraten kamen erstmals am
14. Juni 1946 zusammen, die Sozialdemokraten am 13. August117.

Josef Nerz landete wieder bei den Freien Wählern, die sich 1946 ausdrücklich
demokratisch nannten und zur Kommunalwahl antraten. Nerz wurde nach der Neubildung
des Bürgerausschusses Anfang 1946 zweiter Beigeordneter, aber die Bürgermeisterwahl
im September brachte das Ende seines zweiten politischen Frühlings.
Gegen August Pretzl hatten weder er noch die Demokratische Freie Wahlvereinigung
eine Chance.

Pretzl hatte die katholische Gemeinde geschlossen hinter sich. Schon 1933 war er
der starke Mann des Zentrums gewesen. Nachdem er seine Zeitung, den Zoller, 1936
hatte aufgeben müssen, wurde Pretzl Verwalter des katholischen Krankenhauses in
der Herrenackerstraße118. Die Katholiken waren die Gruppe, deren Gemeinschaft das
Dritte Reich eher gestärkt hat. Tiefe Religiosität findet sich am Kriegsende und
danach in weiten Teilen der Bevölkerung. Die evangelische Seite sprach von Rekatho-
lisierungn9. Die katholischen Gottesdienste waren gut besucht, die kirchlichen
Jugendverbände durften zu Fronleichnam wieder mit ihren Fahnen auftreten. Der
Religionsunterricht ging trotz Schließung der Schulen in der Kirche weiter, und das
Stadtpfarramt erhielt die Erlaubnis zur Herausgabe eines Pfarrblatts. Das war Mitte
Juli 1945 das erste Druckerzeugnis nach dem Krieg in Hechingen120. Im Jahr darauf
war das CDU-Ergebnis der Gemeinderats wähl besser als jede Zentrumsmarke in der
Weimarer Republik.

August Pretzl hatte sich das Bürgermeisteramt aber auch redlich verdient. Anfang
1946 war er erster Beigeordneter. Schon Ende Juli übernahm Pretzl die Geschäfte im
Rathaus allein. Otto Fritz gab das Amt des Bürgermeisters ab, nachdem er eine Geldstrafe
über 2000 Mark wegen Nichtanmeldung kontrollierten Vermögens erhalten
hatte. Offiziell schied er wegen Gesundheitsrücksichten aus und wurde im Bürger-

117 St AS. Ho 13 T 2 Nr. 527, Landratsamt Hechingen: Politische Verbände und Vereinigungen.
Vgl. Claus-Peter Grotz u. a.: Demokratischer Neubeginn (wie Anm. 111) S. 16, 19f.

118 Zu August Pretzl (11.08.1887-01.07.1966) vgl. Blau-Weiß-Rot (wie Anm. 19) S. 374 und in
diesem Aufsatz Anm.l.

119 Den Begriff verwandte der Sigmaringer Superintendent in einem Brief vom August 1945
an den württembergischen Landesbischof, zitiert nach Volker Trugenberger: In seiner Majestät
Stammlanden nicht ohne Stärkung durch das Evangelium gelassen. Zur Geschichte der
evangelischen Kirche in Hohenzollern. Unveröff. Vortragsmanuskript 18.05.2004, S. 12.

120 Chronik-Entwurf (wie Anm. 1) S. 105f. Roger Courtois: Der Kreis Hechingen (wie
Anm. 19) S. 314, 324.

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