Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 253
(PDF, 55 MB)
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Neues Schrifttum

Bischöfe die Bindung an das Königtum weitgehend ab, allerdings um den Preis einer
erhöhten Abhängigkeit von dem Papsttum, das vor allem an den finanziellen Ressourcen
der Konstanzer Kirche interessiert war. Diesem sollte es während des Episkopat
Gerhards von Bevars (1307-1318) und der nachfolgenden Sedisvakanz gelingen
, ihr Abgabensystem und die Provisionen auch im Konstanzer Bistum zu etablieren
, so dass sich die Parteinahme für die Päpste für die Konstanzer Bischöfe lediglich
insofern auszahlte, als außerordentliche kuriale Abgaben bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts verhindert werden konnten. Die Verschuldung des Bistums, der die
Fürstbischöfe nicht durch eine gezielte Strategie, sondern durch meist wirkungslose
Einzelmaßnahmen vergeblich gegenzusteuern versuchten, wurde insofern durch die
für das geistliche Fürstentum charakteristische, im Kirchenrecht gründende Abhängigkeit
vom Papsttum gefördert. Seine im Kirchenrecht gründende Abhängigkeit
machte den geistlichen Staat somit stärker als das weltliche Fürstentum von der hierarchischen
Struktur der katholischen Kirche abhängig, und auch die Tatsache, dass
die Sukzession nicht dynastisch fundiert war, sondern durch die Wahl des Domkapitels
erfolgte, benachteiligte die Bischöfe im Vergleich zu ihren weltlichen Standesgenossen
. Zwar erlangte das Konstanzer Kapitel keinen herausragenden Einfluss auf die
Regierung von Diözese und Hochstift, es diente aber als institutionell verankerte
Plattform im Ringen des Adels um die Herrschaftsanteile im geistlichen Staat. Dabei
standen sich am Konstanzer Bischofshof des 14. Jahrhunderts die hochadelige Grafenpartei
und die niederadelige Klingenbergpartei gegenüber, die ihr Defizit an kulturellem
Kapital dadurch zu kompensieren verstand, dass sie gezielt und zunächst erfolgreich
Geschlechter, die dem Konstanzer Amtsadel angehörten, als gleichgestellte
Mitglieder integrierte. Die Rivalität beider Parteien hatte mehrfach Doppelwahlen
und kriegerische Konflikte zur Folge, sie führte überdies dazu, dass Pfründen und
zentrale Amter durch Patronage und Nepotismus, also nach „Parteigesichtspunkten"
vergeben wurden. Strukturelle Änderungen brachte hier erst das päpstliche Provisionswesen
, das hochprofessionalisierten Aufsteigern im Verlauf des 14. Jahrhunderts
zunehmend bessere Karrierechancen und damit Handlungsmöglichkeiten eröffnete.
Hatten sie sich zunächst vor allem im Domkapitel noch den etablierten Parteien angeschlossen
, drängten sie diese im weiteren Verlauf zunächst aus der Verwaltung, ehe es
ihnen gelang, auch im Domkapitel dominierenden Einfluss zu gewinnen. Mit Johann
Windlock wurde erstmals ein solcher Aufsteiger Bischof, damit die Gruppe (mit
ihrem spezifischen Amtsethos) auch politisch einflussreich. Die Auflösung der beiden
zu Beginn des Jahrhunderts führenden Hofparteien haben die Aufsteiger maßgeblich
befördert, freilich ohne verhindern zu können, dass sich durch Bischof Heinrich
von Brandis ein neuer Verwandschaftsverbund etablierte. Insofern blieb der
Konstanzer Bischofshof maßgeblich den Spielregeln der adeligen Gesellschaft unterworfen
, der Pfründengesichtspunkt dominierte, während die in der kirchlichen
Reformdiskussion angelegten Tendenzen zur Spiritualisierung weitgehend auf die
(meist einem bürgerlichen Umfeld entstammenden) Fachkräfte beschränkt blieb, sich
zudem mit dem sozialen Aufstieg der Gruppe abschwächte. Als Garant der Kontinuität
fungierte also, auch dies ein signifikanter Unterschied zum weltlichen Fürstenhof
, weniger der Bischof denn der den bischöflichen Hof tragende Adel. Er kultivierte
eine vom Herrscher weitgehend unabhängige Identität, die nur graduelle

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