Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 265
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0277
Neues Schrifttum

hunderts". Die hundertste Wiederkehr der Einweihung des restaurierten Gotteshauses
war Anlass, den vorliegenden Band der Reutlinger Geschichtsblätter ganz dieser
Restaurierung und ihrem Architekten Heinrich Dolmetsch zu widmen.

Jörg Heinrich behandelt in einer gekürzten und überarbeiteten Fassung seiner an
der TU Berlin 1996 eingereichten Magisterarbeit die Restaurierung und Neuausstattung
der Kirche unter Dolmetsch. Dolmetsch beschränkte sich nicht nur auf Ausbesserungen
, sondern veränderte auch nachhaltig die Außenfassade und das Kircheninnere
. An der Außenfassade stellt der Umbau des so genannten Brautportals auf
der Südseite den größten Eingriff in die ursprüngliche Bausubstanz dar, der deshalb
auch viel Kritik auf sich zog. Die Eingriffe im Kircheninnern gingen so weit, dass
man bis zu einem gewissen Grad sogar von einer Neuausstattung im Stil der Neogotik
sprechen kann. Wegen der starken Schäden beim Brand von 1726 und der anschließenden
Barockisierung konnte sich Dolmetsch im Langhaus allerdings nur auf
wenige Befunde stützen und nahm viele Ergänzungen vor. Zudem musste er einen
Kompromiss finden zwischen einer Restaurierung nach dem „Schönheitsideal des
19. Jahrhunderts" und der liturgischen Nutzung. Völlig ahistorisch sind die Korksteindreiecke
an der Unterseite der Gewölbe, die er zur Verbesserung der Akustik
anbringen ließ. Da der Kork nicht mit dem Pinsel bemalt werden konnte, hatte dies
wiederum Auswirkungen auf die Bemalung.

Kirchenrestaurierungen wie in Reutlingen, gelegentlich auch verbunden mit Teilneubauten
, bildeten den Schwerpunkt von Dolmetschs Wirken. Die entsprechenden
Aufträge verdankte er nicht zuletzt seiner Tätigkeit und den damit verbundenen
Beziehungen im Verein für christliche Kunst. Auch bei seinen Neubauten stand der
Kirchenbau im Vordergrund: Lediglich fünf profanen Neubauten, von denen zwei
Pfarrhäuser und das CVJM-Heim in Stuttgart in kirchlichem Auftrag errichtet wurden
, stehen 27 neue Kirchen gegenüber, für die Dolmetsch die Pläne fertigte. Diese
liegen sämtlich in Württemberg. Außerhalb Württembergs kam er nicht zum Zuge,
obwohl er sich an Architektenwettbewerben in Plauen und Lichtental bei Baden-
Baden beteiligte. Ellen Pietrus stellt die Neubauten anhand bisher unpublizierter Pläne
und anderer Quellen eingehend vor und arbeitet vor dem Hintergrund architek-
tur- und liturgiegeschichtlicher Zusammenhänge die Prinzipien heraus, von denen
sich Dolmetsch bei der städtebaulichen Stellung, Innengestaltung und Ausstattung
sowie der Stilistik seiner Kirchen leiten ließ. Sie betont, dass Dolmetsch dem Einsatz
neuartiger Materialien und Konstruktionsweisen sehr aufgeschlossen war.

Mit dem Reutlinger Bildhauer Friedrich Launer (1827-1914) widmet sich Gerald
Kronberger einem Mann, der Dolmetschs Restaurierungen an der Marienkirche
vehement kritisierte. In Launers Nachlass, der heute im Stadtarchiv Reutlingen verwahrt
wird, findet sich neben fachlicher Kritik, die oftmals sehr speziell und in vielen
Fällen in sich widersprüchlich sei, manche Einzelheit über die Planungen und die
Bauausführung. Die Auseinandersetzung Launers mit dem Bauführer mag nur eine
Episode sein, aufschlussreicher sind zweifelsohne die Einblicke in die Entscheidungsfindung
bei den Planungen: Zwar wurde 1892 eine 20-köpfige Baukommission
ins Leben gerufen, die wichtigen Fragen wurden aber in kleinem Kreis außerhalb
dieser Kommission entschieden. Launers bleibendes Verdienst ist, dass er viele Baubefunde
, die heute verloren sind, zeichnerisch dokumentierte. Architekturdetails

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