Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 10
(PDF, 57 MB)
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Konrad M. Müller

so daß Ihr der Unschädlichkeit trauen dürft!

Die gefräßigen Eutzen stehen schon hier

und warten der Sättigung voller Gier.

So empfanget den grossen Hafen

als Dank des Pfarrers für die Zehntabgaben24!

Ein wichtiger Teil des Programms ist die Szene, die darstellen soll, dass das Spiel
die Leute nach der überstandenen Pest aufmuntern soll, und dafür dient der Sommervogel
:

Mit Freuden hat man hier vernommen,
es sei ein Vogel angekommen,
der vertreibt der Leute Kummer,
als sei es künftig immer Sommer.
Doch den Vogel in dem Neste da,
ich unlängst auf dem Felde sah,
wo er seines Brutes Bau
hatte in der Wiesenau25.

„In früherer Zeit ging der Zug um das Narrenkreuz, einer frommen Stiftung der
Bruderschaft, auf dem alten Berg. Dieser Zug oder Marsch ist offenbar ein alter
Umlauf- oder Reigentanz, der ebenfalls der Pestabwehr diente. Wahrscheinlich stand
dort in älterer Zeit ein Pestkreuz, wie zwei solcher noch in den 90er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts zu sehen waren, eines auf dem Galgenberg und eines am
Heiglengraben an der Schildgasse. Die Kreuze hatten zwei Querbalken"26. Diese Art
der Kreuzdarstellung wird Caravaca-Kreuz genannt und ist im hohenzollerischen
Gebiet mehrfach zu finden. Es ist als Pestkreuz bekannt.

2.8 Gruol

Die Bevölkerungszählung von 1548 gibt eine Vorstellung davon, wie viele Einwohner
Gruol hatte. Zur zollerischen Herrschaft gehörten 537 Leibeigene in 117
Familien. Eine ähnliche Einwohnerzahl war im Dreißigjährigen Krieg wohl auch der
Pest ausgeliefert. Pfarrer Adam Belser (aus Heiligenzimmern) hat alle Todesfälle
dieser Zeit registriert. Zum Vergleich seien die Toten der ersten 30er Jahre angegeben:

1631 - 20 Todesfälle, davon über die Hälfte Kinder und Greise.

1632 - 10 Todesfälle meistens Greise.

1633 - 19 Todesfälle, sie werden bereits der Pest oder einem Halsgeschwür
angelastet.

Im Jahre 1634 brach dann die Pest über das Dorf herein, sie sollte bis 1638 nicht
mehr verschwinden. Von den 42 Toten dieses Jahres sind wahrscheinlich nur die überhöhte
Zahl der Pest zuzurechnen. Auch im ersten Halbjahr 1635 von Januar bis Juni
werden 16 Tote verzeichnet. Pfarrer Belser gibt für diese als Todesursache „fames et
inedia" an, also Hunger und Nichtessen, weil es nichts zu essen gibt. Dann aber setzt

24 Ostertag (wie Anm. 17) S. 33.

25 Ebd. S. 36.

26 Strobel (wie Anm. 23) S. 10.

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