Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 12
(PDF, 57 MB)
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Konrad M. Müller

Geschichtlich nachweisbar, aber sicher jahrhundertealt, ist es seit Beginn des 19. Jahrhunderts
. Wegen eines Blitzeinschlages wurde es 1965 und wegen eines Sturmes
1990/91 erneuert27.

2.9 Haigerloch

Die Chronisten Haigerlochs versäumten es, entweder die Pestjahre zu verzeichnen,
oder sie brauchten auf die Pest kein Augenmerk richten28. Aber aus einigen Anzeichen
lässt sich schließen, dass auch Haigerloch nicht verschont blieb, auch wenn kein
Pestjahr genannt und kein Pesttoter gezählt wird.

Als im Abendland in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Pest aus dem Orient eingeschleppt
wurde, ging damit eine Judenverfolgung einher. Den Juden wurden als die
Verursacher beschuldigt und ermordet, allein das Heranrücken der Pest, bedeutete für
die Juden, dass sie beseitigt werden, weil sie ja sonst das Pestgift in die Brunnen ausstreuen
könnten. In der Geschichte Haigerlochs ist Jud Vifelin 1346 als erster ansässiger
Jude genannt. Ob es außer seiner Familie noch weitere gab, wird nicht überliefert
. Es ist nicht sicher, ob diese Haigerlocher Juden ihr Leben verloren oder nur ausgewiesen
wurden. Heinrich von Dießenhofen schreibt in seiner Chronik, sie sind am
13. Dezember 1349 verbrannt worden. In späteren Zeiten brachten es die Haigerlocherjuden
zu Wohlstand. Seit 1780 gibt es das Judenwohngebiet im „Haag" mit einer
Synagoge von 1783. Im Gebiet um den Gustav-Sper-Platz ist eine Art Geschichtslehrpfad
angelegt, wo sowohl auf die älteste wie auch jüngste Geschichte der Haigerlocher
Juden eingegangen wird29.

Hat nun die Pest in den kommenden Jahrhunderten einen Bogen um Haigerloch
geschlagen? Ende des 14. Jahrhunderts leben im Jahre 1394 in Haigerloch 700-800
Einwohner. 60 Jahre später sind es im Jahre 1458 ungefähr 200 weniger. Es gab in der
hohenzollerischen und württembergischen Umgebung mindestens fünf Pestjahre,
davon das schwerwiegendste im Jahre 1439. Vielleicht spielt es aber auch eine Rolle,
dass die Hohenberger Residenz mit Gefolge verlegt wurde. 1548 leben in Haigerloch
wie vor hundert Jahren 115 Familien, 497 zollerische Leibeigene30.

Auch die Erforschung von Haigerlocher Fasnachtsgebräuchen, trägt fast nichts
zur Pest bei, der Haigerlocher Butz hat seinen Ursprung nicht wie der Grosselfinger
oder der Hechinger Butz in der Pestzeit, sondern es geht um die Geschichte eines
erlegten Bären. Und es ist beinahe an den Haaren herbeigezogen, wenn das Haigerlocher
Bräuteln, als Spiel der Aufmunterung nach der Pest des Dreißigjährigen Krie-

27 Johann Pfeiffer: Das Dominikanerkloster von Gruol 1477-1827. In: Mitteilungen des Vereins
für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 20 (1886/87) S. 101-118; Kraus,
Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 113-129; 900 Jahre Gruol. Hrg. Ortsverwaltung, Robert
Frank, Josef Schneider. Balingen 1994.

28 Franz Xaver Hodler: Geschichte des Oberamtes Haigerloch. Hechingen 1928.

29 Casimir Bumiller: Juden in Hechingen. Katalog, Hechingen o. J. [1991]. S. 12.

30 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 113-129; Elmar Blessing: Stadt und Herrschaft
Haigerloch im Mittelalter. Sigmaringen 1974. S. 18.

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