Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 16
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Konrad M. Müller

sehen bewahren und schützen, derjenige, der dreifach in der Person aber Einer ist in
der Gottheit; ihm sei Lob, Ehre und Ruhm in alle Ewigkeit. Amen." Eher ist es zu
vermuten, dass die Pest im November eine Pause machte und dann im folgenden Jahr
1611 bis in den Sommer andauerte, denn einer anderen Notiz ist zu entnehmen, dass
für 1610 eingetragene 38 Personen an der Pest starben. Diesem Ablauf würde sich
auch einfügen, wenn der Johannes Schwarz am 4. April 1611 nicht wie vielleicht
fälschlich überliefert 1610 durch die Pest zugrunde ging (tormento asres periit pridie
Nonas Aprilis 1610).

Erneut fielen der Pest in den 30er Jahren des Dreißigjährigen Krieges 58 Erwachsene
und 78 Kinder zum Opfer. Am Ende des Krieges 1647 lebten in 37 Familien mit
Vater und in 6 Witwenhaushalten noch 125 Personen34.

In der Pfarrkirche St. Nikolaus und Sebastian schmückt den südlichen Seitenaltar
ein Altarbild, um 1775, mit dem hl. Sebastian, der bereits vom Baum, an den er gefesselt
war, losgebunden ist und dem die Pfeile aus dem Leib gezogen werden. Außerdem
ist eine kleine Sebastianfigur am Tabernakel zu beachten.

2.11 Hechingen

Wer in der älteren Geschichtsschreibung Hechingens über die Ereignisse zur Zeit
des Schwarzen Todes 1348-50 nachliest, könnte zur Auffassung kommen, daß hier
eine ungeheuere Verfolgung der Juden abgelaufen wäre: Eine unerhört wüthende Pest
schleuderte Tod und Verzweiflung unter die geängstigten Menschen, deren sie tausende
und tausende wie ein schrecklicher Würgengel hinraffte. Das, durch dieses
gehäufte, namenlose Elend, bis zur Raserei getriebene Volk lud auf die verhaßte
Kaste der Juden die ganze Schuld seines Unglücks. Überall auf dem Lande, in Städten
wurden diese Unglücklichen auf die schrecklichste Weise mit Feuer und allen
erdenklichen Qualen verfolgt. In das Vermögen ihrer Opfer theilten sich die
unmenschlichen Verfolger35. Die schrecklichen Verheerungen des Erdhebens, die
Hungersnoth verbreitenden Heuschrecken, die aus dem Morgendlande eingewanderte
Pest suchten, wie das halbe Europa in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts
, auch unser Vaterland heim. Gräuelvoll war die Verwüstung, welche diese Seuche
besonders unter der ärmeren Volksklasse anrichtete. Der gänzlich physisch und
moralisch zerrüttete Zustand des Volkes schrieb diese Strafe des Himmels in seiner
barbarischen Raffinirtheit den Juden zu. Empörend sind die Verfolgungs-Szenen und
die unmenschliche Rache an diesen Unglückliche^. Wer also befürchtet, in Hechingen
hätte es eine Judenverfolgung gegeben, dem sei gesagt, dass der erste Jude, der sich

34 W: Die Pest im Killerthal im Jahre 1610 und der 30jährige Krieg. In: Im Familienkreise.
Unterhaltungsblatt der Hohenzollernschen Blätter 1867, Nr. 48; Kraus, Leibeigenenverzeichis
(wie Anm. 4) S. 113-129; Ders.: Folgen (wie Anm. 4) S. 30/31; E. Grupp: Die Bevölkerung im
Oberen Killertal im Jahre 1544. In: HH 41 (1991) S. 28-29.

38 Herberhold (wie Anm. 7) S. 17.

35 Fidelis Baur: Geschichte der Hohenzollernschen Staaten Hechingen und Sigmaringen.
3. Heft. Sigmaringen 1835. S. 20/21.

36 Ebd. S. 54.

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