Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 19
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Das große Sterben in Hohenzollern

War also Graf Eitelfriedrich fern der Heimat an der Pest gestorben, so war dort
bald danach die Seuche auch wieder eingekehrt.

Als 1520 die Gegend durch eine Pestepidemie heimgesucht wurde, war auch
Hechingen mit einigen Todesopfern betroffen. 1544 hatte die Stadt 867 Einwohner.
Im Leibeigenenverzeichnis49 werden für 209 Familien 885 Einwohner angegeben.

In dieser Zeit war Graf Jos Niklas II. (1538-1558) regierender Zollernfürst. Durch
seine Frau war er mit dem Adelsgeschlecht derer von Zimmern verbunden. Gottfried
Werner von Zimmern mit Apollonia von Henneberg verheiratet nutzte die Gelegenheit
, als um 1542 die Pest ausbrach, ein zollerischer Diener war bereits daran gestorben
, seine Frau zu verlassen und sich auf die Burg Wildenstein im Donautal zurückzuziehen
, während Graf Jos Fritz mit seiner Frau und Frau Apollonia nach Weil der
Stadt floh50.

Auch der Nachfolger von Jos Fritz Graf Karl I. (1558-1576) musste in seiner Regierungszeit
Pesteinwirkungen bestehen. Graf Eitelfriedrich IV hatte testamentarisch
die Stiftung hinterlassen, dass St. Luzen51 am Stadtrand von Hechingen mit Franziskanern
besetzt werden sollte. Doch weil den Mönchen die Weiblegine oder Begräb-
nus zu Hechingen in sterbenden Läufen dem Kloster zu nahe war, wollten sie nicht
im Kloster einziehen. St. Luzen war also weiterhin nur eine Kirche für den Gottesdienst
, aber kein Kloster. Es ist gut möglich, dass die Weigerung der Franziskaner in
dem Pestjahr 1567 oder 1575 ausgesprochen wurde52.

Ott Heinrich Baidung von Löwen53, Stadtpfarrer seit 1603, hatte im Jahre 1609 mit
Magister Paulus Breinlin, Stadtpfarrer von Sigmaringen, die Stelle vertauscht. Beide
starben gleich am Anfang der Epidemie 1611. An Breinlins Stelle in Hechingen trat
Magister Melchior Seytz von Herbertshofen bei Ehingen. Dieser wurde von dem
Stiftsherrn Gallus Buckmayer unterstützt, er erlebte die gesamte Zeit des Dreißigjährigen
Krieges. „Schon im Dezember 1610 wird geklagt, dass die laydige inficie-
rende Sucht stark an allen Orten der Grafschaft Hohenzollerns grassiere, mit Beginn
der wärmeren Jahreszeit breitete sie sich noch schneller aus. An manchen Orten raffte
sie die Hälfte der Bevölkerung hinweg. Wie ein Müller die Kornsäcke zur Mühle,
so führten die Totenknechte alltäglich die Leichen zu den Kirchhöfen. Wer sich, um
der Ansteckung zu entgehen, in die Wälder flüchtete, wurde auch da noch vom Tode

48 Peter Manns: Geschichte der Grafschaft Hohenzollern im 15. und 16. Jahrhundert (1401-
1605). Hechingen 189Z S. 111-114; Paul Neumann: Studien zum Leben und Wirken des Grafen
Eitelfritz von Zollern 1452-1512. Diss. Greifswald 1901, S. 87/88; eine Variante des Grabmaltextes
siehe Text rechts. Ludwig Egler und Karl Dreher: Eitelfriedrichs II. Grabdenkmal
in Hechingen. In: HH 1 (1951) S. 43.

49 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 122.

50 Manns (wie Anm. 48) S. 165-183.

51 Karl Mors: Zur Geschichte der Franziskaner in St. Luzen. In: 1200 Jahre Hechingen.
Hrg. Stadt Hechingen. Hechingen 1987. S. 161-175.

52 Manns (wie Anm. 48) S. 200.

53 Wunibald Kernler: Geschichte des Kapitels Hechingen. In: Mitteilungen des Vereins für
Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 1890/91, S. 21.

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