Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 20
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0032
Konrad M. Müller

ereilt und blieb unbegraben den Tieren zur Speise"54. Wie viele Opfer die Pest in
Hechingen forderte, ist nicht bekannt. Zu den eher dürftigen Nachweisen über die
Pest der Jahre 1610/11 mag noch die Geschichte der Wüstung Hausen etwas beitragen
. „Südlich von Schloss Lindich liegt der Hauser Hof. Er ist der letzte Rest des
Dorfes Hausen, das einen eigenen Ortsadel besaß, der im 14. - 16. Jh. öfters genannt
wird. Vielleicht verödete das Dorf bei einer Pestepidemie 1610, denn im Jahre 1616
erscheint nur noch der Sennhof Hausen in den Akten. 1910 konnte Michael Walter
noch die Grundmauern von etwa 18 Gebäuderesten erkennen"55.

Was im Laufe des Dreißigjährigen Krieges56 zur Pest zu sagen wäre, muss wegen
Mangel an Berichten ausfallen. In einem Brief des Guardians (Leiter des Kloster St.
Luzen) Leonardus Reil an Fürst Eitelfriedrich II. (1601-1661) deutet der Franziskanerpater
an, dass er Pestkranke versorgen muss: Euhr gräfflich gnaden haben geste-
richs Tag an mich ein schreiben genedig abgehen lassen, und darinnen bevohlen, die
noch übrichen Früchten zuer handt behalten, und niemandten nichts darvon Weitersgeben
, ich habe dan ein spezial bevehl von euhr gräflich gnaden. Weil aber die
Armutt und Hungersnott so groß, daß füel leute aus hungers Nott sterben müssen
und mit weintten äugen und Khrankhaiden beladen zue mir khomen und Almosen
begerens. Also bitte ich Euhr gräfflich gnaden sie wolle den Bethrengten und hunge-
richen (ut benedictio divina sit super vos) umb gottes Willen gnedig (ut habeant
panem quotidianum) die übriche Frucht gnedig zuekhomen und erfolgen lassen.
Hierin thun Euhr gräfflich gnaden gar ein Wohlgefellich es wörkh und erzaigen gegen
den unterthanen paternum affectum ad amorem"57.

Es ist bekannt, dass die württembergische Besatzung auf der Burg Hohenzollern,
1635 durch einen Ausfall bedingt, die Pest in die Burg einschleppte und aus diesem
Grund die Burg aufgeben musste. Außerdem wird angenommen, dass die Bevölkerung
der Stadt gegen Ende des Krieges auf die Hälfte geschrumpft ist.

Um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert ist die Sebastiansbruderschaft in
Hechingen nach dem Muster anderer Orte, wo sie wegen Pestepidemien einen Anlass
hatten, eingerichtet worden58. Ein erster schriftlicher Nachweis liegt für das Jahr 1513
vor. Die so genannte Gründungsurkunde vom Sonntag nach dem Dreikönigstag 1513
ist eher eine Bestätigungsurkunde durch Graf Franz Wolf gang von Zollern, als ihm
der Pfarrer Hans Vögelein und der Bürgermeister Claus Held(en) vom Zusammenschließen
der Mitglieder Bericht erstatteten. Es ist die Bruderschaft zum Lob des
allmächtigen Gottes, der himmlischen Königin und reinen Mutter Maria und des
ganzen himmlischen Heeres, besonders aber zur Ehre des heiligen Himmelsfürsten

54 Gallus Buckenmaier: Ein Hechinger Stadtpfarrer in Pest-, Hungers- und Kriegsnot. In:
Der Zoller Nr. 125 v. 2. Juni 1919.

55 Hedwig Maurer: Abgegangene Siedlungen im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Zollern
und dem alten Kreis Hechingen. In: HH 51 (2001) S. 11.

56 Karl Mors: Der 30jährige Krieg und dessen Auswirkungen. In: 1200 Jahre Hechingen.
Hrg. Stadt Hechingen. Hechingen 1987. S. 117-133.

57 Josef Hebeisen: Zur Geschichte des Klosters St. Luzen bei Hechingen. In: Mitteilungen des
Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 53 (1919) S. 1-61, hier S. 43.

58 Wetzel (wie Anm. 32) S. 146.

20


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0032