Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 23
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0035
Das große Sterben in Hohenzollern

Einem Gebäude, dem von außen zunächst keine geschichtliche Vergangenheit
anzusehen ist, wurde jahrhundertelang eine wichtige Rolle zugewiesen. Es ist das
Gutleuthaus in der Unterstadt in der Gutleuthausstraße 26. Im Bickelspergschen
Lagerbuch von 1435 gibt 3 Hinweise: Hans Baiingers Acker liegt bey dem siechen-
hüslin, die Herrschaft hat zwei Jauchert Acker an der siechen huislin; auch ist eine
Gasse genannt, „die zum siechenhus abhin gät"; des Klosters Acker liegt ebenfalls
„bey dem siechenhus".

Die Hauswand trägt ein Bild zur Geschichte, begleitet von einem erklärenden
Spruch:

Weit ab von der
Stadt stand
der siechen Leut
Hüslin schon
anno 1435
Gutleuthaus
war Asyl für
Alte und Kranke

Kapuziner
wollten ein
brav Klöster
machen 1867 /<?
draus war
nach 4 Jahr
ein fideles
Wirtshaus

Das heißt also, dass seit dem Mittelalter hier die Aussätzigen wohnten und nach
dem Scheitern einer Kapuzinereinrichtung schließlich ein Gasthaus daraus wurde.
Bevor es Gasthaus wurde, diente es als Krankenhaus. Und warum es hier erwähnt
wird, hängt mit den Pestkranken des Dreißigjährigen Krieges zusammen, denn diese
sollen sowohl 1627 als auch 1634 bis 1639 hier untergebracht worden sein65.

Einen beachtlichen Beitrag zur Pestgeschichte Hechingens bringt die Fasnet. Zwei
Hauptdarsteller sind aus der Sagenwelt entnommen. Um den historischen Hintergrund
zu wahren, wird die Entstehung der Pestsage in die Zeit des Schwarzen Todes
Mitte des 14. Jahrhunderts verlegt. Das geisterhaften Pestmännlein, dem die Entstehung
der Pest zugeschrieben wurde, konnte schließlich durch Beschwörung in ein
Astloch in einem Balken eines Hauses am Marktplatz gebannt werden. Das Loch
wurde verstopft, doch ein Bösewicht ließ über Nacht das Wesen in Gestalt eines blauen
Flämmchens oder Rauchfadens wieder heraus, und so ging das Sterben weiter.

Eine zweite Variante der Sage lässt einen wohlgesonnenen Zauberer die Pest in das
Astloch verbannen. Der Bösewicht tritt auf und lässt die Pest wieder heraus. In diesem
Fall ist der Bösewicht das Pestmännle, im ersten Fall ist die Pest selbst die Verkörperung
der Pest.

65 200 Jahre St. Elisabeth Hechingen. Hrg. v. Stiftung St. Elisabeth, mit Beiträgen v. Otto
Werner u. Tobias Vees. Hechingen 1998. S. 16; briefliche Mitteilung von Stadtarchivar
Th. Jauch vom 7.6.2000.

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