Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 32
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0044
Konrad M. Müller

Bestätigt wird das große Sterben durch einen Fund: „Am 18. 1. 1906 wurde hier auf
dem Gottesacker beim Ausheben eines Grabes etwa 50 cm tief unter dem Boden eine
grössere Anzahl von menschlichen Skeletten aufgefunden, Schädel und Knochen waren
von auffälliger Grösse. Die Fundstelle lässt auf ein Massengrab aus dem Dreißigjährigen
Krieg schliessen. Dieses Gelände war vor ca. 20 Jahren bebautes Ackerland"84.

In der Pfarrkirche St. Gallus und Eulogius ist eine nicht ganz eindeutig zu bestimmende
Statue, Ende 15. Jahrhundert, die als hl. Genoveva, bezeichnet wird, in ihrer
rechten Hand fehlt die kennzeichnende Kerze. Sie wird hier erwähnt, weil die
hl. Genoveva als Pestpatronin von Paris gilt.

Auffällig ist, dass es in Rangendingen zwei Gebäude gibt, auf deren Dach ein
pestabwehrendes Kreuz emporragt. Sowohl auf dem Kirchendach des ehemaligen
Dominikanerinnenkloster als auch auf dem der Josefs- oder Wendelinskapelle ist ein
Caravacakreuz85, also ein Kreuz mit zwei Querbalken zu sehen.

2.19 Ringingen

Eine Vorstellung von der Bevölkerungszahl Ringingens im 16. Jahrhundert geben
zwei Verzeichnisse. Da die Türkensteuer von jeder Familie gezahlt werden musste, ist
die Zahl von 68 Steuerzahlern im Jahre 1542 und den Angehörigen ziemlich genau.
Wenn wie bekannt ist, dass drei Viertel des Dorfes Werdenberger Besitz und ein Viertel
Zollern Besitz war, dann lassen sich 1548 in Ringingen aus 29 zollerische leibeigene
Familien auch eine ungefähre Einwohnerzahl bestimmen.

Wie sich die Pest in Ringingen auswirkte, ist nicht bekannt. Vermutlich ist in den
Pestjahren 1610/11 Pfarrer Thomas Hirnlinger (Hürninger) aus Ingeringen (1589—
1611) daran gestorben. Noch im Pestjahr 1611 übernahm sein Nachfolger Pfarrer
Jakob Böhler (1611-1657) die Pfarrgemeinde. Im Pestjahr 1635 flüchteten die Einwohner
nach Trochtelfingen. Der Kirchhof bei der alten Martinskirche war in den
Pestjahren bald überfüllt, so dass zur abgegangenen Galluskapelle, die ursprünglich
Pfarrkirche war, ausgewichen werden musste. Dieser Friedhof wurde erst 1842 zur
Mutter-Gottes-Kapelle verlegt. Während Balthasar Viesel Pfarrer von 1659 bis 1682
war, musste der Friedhof bei der Galluskapelle noch einmal als Pestfriedhof dienen.
Wie es immer wieder vorkommt, werden auch nach der Pestzeit schwere Seuchen als
Pest bezeichnet. Das ist auch in Ringingen der Fall. Aus dem Totenbuch ist der Verlauf
dieser so genannten Pest von 1675 deutlich zu erkennen. Die Anzahl der Toten
pro Jahr schwankte sonst von 4 bis 13. So war der erste Tote Ende Januar 1675 nicht
auffällig, aber im Februar waren es plötzlich 10, im März 21, allein am 7. März vier,
im April 9 und im Mai 2, bis zum Schluss der Seuche waren es zusammen 4786.

84 Lambert Heck/Josef Haug (Hrg.): Rangendinger Heimatchronik. In: Heimatkundliche
Blätter 2 (1971) S. 11.

85 Heck: In: Heimatkundliche Blätter 3 (1972) S. 5. Erläuterung auch in diesem Beitrag bei
Veringendorf.

86 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 125; Ders.: Türkensteuerliste (wie Anm. 78)
S. 89-93; Ders.: Die Ortsgeschichte von Ringingen. In: Hohenzollerische Jahreshefte 20 (1960)
S. 39-136; 21/22, (1962) S. 141-217 und in: II. Kreismusikfest 1952 des Kreises Hechingen.
100 Jahre Volksmusik Ringingen. Gammertingen 1952.

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