Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 33
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0045
Das große Sterben in Hohenzollern

Der Gang in die Martinskirche führt zum so genannten Pestaltar. Das frühere
Altargemälde zeigt den hl. Sebastian, nachdem er von den Bogenschützen als tot
zurückgelassen worden ist. Ein Engel statt der sonst üblichen Witwe Irene ist bereits
damit beschäftigt, die Pfeile wieder herauszuziehen. Gemalt wurde diese Darstellung
1715 von J. G. Ströbel. Nicht vom selben Maler, sondern von Franz Ferdinand Dent
ist der hl. Rochus. Den jetzigen Sebastiansaltar ließ um 1890 Pfarrer Engelbert mit
der Sebastianfigur ausstatten. An diesem Altar brannte jahrhundertelang die Sebastianskerze
, auch Elendenkerze genannt, zur Erinnerung an die Pestzeit im Dreißigjährigen
Krieg, für die Kerze brachten die Leute am 20. Januar, dem Sebastianstag, ihr
Opfer in Schürzen und Säcken.

Ein weiteres Erinnerungsstück an die Pest ist das Pestkreuz, ein Vortragekreuz,
genannt „Schwarzes Kreuzle, das bei Begräbnissen als Zeichen christlicher Erlösung
vorangetragen wird. Nur ein ganz schlichtes Holzkreuz ist es, schwarz angestrichen,
mit Silberrand und schwarz - weiß gewundenen Schaft. Die Jahreszahl 1625 steht auf
der Rückseite. Ein ehrsamer, einheimischer Meister hat es wohl gefertigt zu Anfang
des großen Religionskrieges. Es sollte manchen Ringinger und Fremden zur letzten
Ruhestätte geleiten"87.

Erinnert sei noch an die Quelle im Seeheimer Tal, das Siechenbrünnele, schon als
Siechenbrundlin 1545 bekannt, hier sollen die Kranken, auch Pestkranke ihr Heilwasser
geholt haben.

Eine Art Breverl, ein Abwehrzettel gegen die Pest, wurde um 1933 in einem Ringinger
Haus in einem Schrank gefunden, allerdings ist er nicht mehr aufzufinden. „Er
enthält in sieben Zeilen ein merkwürdiges Gemisch von halben Wörtern und Buchstaben
, dazu auch Satzzeichen. Am Anfang, in der Mitte und am Schluss sieht man je
die Zahl 777; fünfmal tritt die Buchstabenfolge EEE auf. Dieser Zettel stellt einen in
geheimnisvoller Weise aufgebauten Schutzbrief dar"88.

2.20 Salmendingen

Wer die Einwohnerzahlen von Salmendingen aus dem 16. mit dem 17. Jahrhundert
vergleicht, könnte der Meinung sein, dass sich fast nichts geändert hat. Als die Türkensteuer
1542 erhoben wurde, lebten 69 Steuerzahler mit ihren Angehörigen im Ort.
1677, also nach dem Dreißigjährigen Krieg werden 65 Familien ohne Witwen gezählt.
Ob die bekannten Pestepidemien der Umgebung von 1540, 1611/12 und 1634/36 sich
auf Salmendingen auswirkten, wird durch nichts bestätigt89. In der Pfarrkirche St.

87 Johann Adam Kraus: Das Totenkreuzle von Ringingen. In: HH 3 (1953) S. 4; Ders.: Eine
Elendenkerze. In: HH 34 (1984) S. 84; Ders.: Pestpatron Sebastian. In: Hohenzollerische Zeitung
vom 24. Januar 1987.

88 Heinrich Fassbender: Schutz und Bannbriefe. In: Zollerheimat 2 (1933) S. 42.

89 Kraus, Türkensteuerliste (wie Anm. 78) S. 89-93; Theodor Schön: Beiträge zur Geschichte
von Salmendingen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in
Hohenzollern 32 (1898/99) S. 73-82; Erwin Zillenbiller und Eugen Hönes: Salmendingen
im Wandel der Zeiten. Salmendingen 2004.

33


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0045