Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 35
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0047
Das große Sterben in Hohenzollern

Krieges standen noch 11 Höfe unbewohnt. Vielleicht durch Zuzug von Fremden hat
die Einwohnerzahl bereits wieder auf 47 Familien zugenommen94.

In der ehemaligen Klosterkirche St. Johannes Baptist ist in der Nordwand des
Chores ein Sakramentshäuschen eingelassen. Ende 15. Jahrhundert soll es von einem
Reutlinger Bildhauer geschaffen worden sein. Es ist in drei Stockwerken aufgebaut.
Unten im 1. Stock die Nische für die Eucharistie, im 2. Stock der Kirchenpatron
Johannes und Christopherus und im 3. Stock zwei Bogenschützen mit Sebastian.
Auch Christophorus als mittelalterlicher Pestheiliger deutet auf die Entstehung in
den Pestzeiten hin95.

„In Stetten bei Hechingen stand schon lange vor Entstehung des Klosters, das den
Namen Gnadental führte, eine uralte, St. Johannes dem Täufer geweihte Kapelle,
beschützt von den weittragenden Aesten einer alten, stattlichen Linde. Einstmals, als
gerade eine ansteckende Krankheit in der Gegend wütete, ruhte ein unschuldiger Hirtenknabe
neben der Kapelle im Schatten dieser Linde und schlief ein. Da erschien ihm
im Traum die Muttergottes und offenbarte ihm, daß an der Stelle, an der er ruhe,
unter dem Rasen ein Bild von ihr und dem Jesuskind verborgen liege. Zugleich beauftragte
sie den Knaben, einem gewissen frommen Manne dieses mitzuteilen und ihn
aufzufordern, das Bild zu heben und an dem Lindenbaum zu befestigen. Das werde
zur Linderung der gegenwärtigen Heimsuchung und zum Heile des Volkes dienen;
denn sie werde an der Stätte immer bereit sein, die Bitten der Unglücklichen anzunehmen
und vor den Thron Gottes zu bringen. Das Kind erwachte und beeilte sich
den Auftrag auszurichten. Der Mann grub nach, fand das Bild, brachte es an der Linde
an und erzählte die wunderbare Begebenheit weit und breit.

Bald kamen die bedrängten Bewohner der Umgegend von allen Seiten und es
erfolgten ungewöhnliche Gebetserhörungen, wunderbare Krankenheilungen und
außerordentliche Gnadenerweisungen. Das Bild wurde Gegenstand besonderer Verehrung
und das Ziel häufiger Wallfahrten, die Stätte ein bevorzugter Gnadenort. Deshalb
wurde er nur das Gnadental oder Maria Gnadental genannt. Der Name blieb
dem Orte auch später noch erhalten, als der altersmorsche Lindenbaum entfernt und
das Gnadenbild in das Frauenkloster übertragen worden war, das man auf seiner Stelle
an die St.-Johannis-Kapelle anbaute"96.

Dort, wo jetzt der Hochaltar steht, wuchs ehemals die Linde. In anderen Gegenden
gab es einen Brauch bei dem an die Aste einer Linde ein Votivtäfelchen gehängt
wurde, um sich vor der Pest zu schützen. Ein solcher Lindenbaum wird Taferlbaum
oder auch Pestlinde genannt97.

94 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 113-129; Ders.: Folgen (wie Anm. 4) S. 30/31;
Herberhold (wie Anm. 7) S. 17.

95 Michael Grüber: Klosterkirche Hechingen-Stetten. Hechingen 1982; Karl Mors: Die
gotische Klosterkirche in Stetten. In: HH 37 (1987) S.36; Ders.: Die gotische Klosterkirche in
Stetten. In: 1200 Jahre Hechingen. Hrg. Stadt Hechingen. Hechingen 1987. S. 85-97; Stefan
Hutterer u. Gertrud Fussnecker: Klosterkirche Hechingen-Stetten. Hechingen o. J.. S. 18.

96 Sebastian Locher: Maria Gnadental. In: HH 1 (1951) S. 4; Ders.: Die Sage von der Stiftung
des Klosters Gnadental. In: HH 1 (1951) S. 34-35; Maria E. Flad: Legende von Maria
Gnadental. In: HH 6 (1956) S. 8.

97 Konrad M. Müller: Pestpflanzen. Heilkräuter wider den Schwarzen Tod. Freiburg 2005. S. 33

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