Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 39
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Das große Sterben in Hohenzollern

Propst Johann wählte die Burg Wildenstein als Zufluchtsort, und später blieb er auf
der Nellenburg zusammen mit dem Abt von Kreuzlingen. Als er am 3. Januar nach
Beuron zurückkehrte, schrieb er in sein Tagebuch: „O Herr Jesu, ich will nicht ohne
Wunden leben, weil ich auch dich meinetwegen verwundet sehe"110.

3.3 Bingen

Die Einwohnerzahl von Bingen ungefähr zur Halbzeit des Dreißigjährigen Krieges
kann annähernd genau bestimmt werden. Für das Jahr 1628 finden sich in den
Kirchenbüchern jene Angaben, die jeder Pfarrer für seine Gemeinde notiert: 7 Verstorbene
, allerdings ist in dieser Zahl auch das dazugehörende Hitzkofen und Hornstein
dabei, durchschnittlich für die Jahre von 1626 bis 1633 sind es 12 bis 13 Beerdigungen
im Jahr bei 370 Erwachsenen in Bingen, daraus lässt sich zusammen mit den
nicht gezählten Kindern eine Gesamtzahl schätzen, also etwa 500, höchstens 600
Einwohner.

Als 1634 bereits eine erhöhte Totenzahl mit 40 Personen anfällt, ist mit Ende Mai
1635 das friedliche Dorfleben in Bingen endgültig zu Ende. Die hin und her streifenden
Soldaten der verfeindeten Heere vernichten nicht nur die ganze Nahrungsgrundlage
, sondern schleppen Krankheiten, auch die Pest, mit sich. Pfarrer Johann Chrysos-
tomus Fischer muss im Kirchenbuch zwischen Ende Mai und Ende August
31 Todesfälle wegen fame, also Hunger eintragen. Seit dem 20. August schreibt er:
Sequentes plerique peste obierunt (Die Folgenden sind meistens an der Pest gestorben
.). Im Oktober erreicht die Pest ihren Höhepunkt. An manchen Tagen fallen der
Pest 5 bis 8 Erwachsenen und 5 bis 10 Kinder zum Opfer. Einer der ersten Einträge
im Sterbebuch des Jahres 1636 ist, dass im vergangenen Jahr 368 Personen gestorben
sind. Die Zahl setzt sich aus 169 Erwachsenen, 132 Kindern, namenlosen Soldaten
und anderen Durchziehenden zusammen. Auch im Jahr 1636 ist noch keine Wendung
zum Besseren zu erkennen, es sind immer noch 81 Todesfälle zu verzeichnen111.

Auch wenn das Alter der Figur des hl. Sebastian in der Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt
" nicht in die Pestzeit zurückreicht, denn um 1738 ist sie von Johann Joseph
Christian aus Riedlingen geschaffen worden, und Sebastian weder als Kirchen- noch
Altarpatron auftritt, ist der Heilige in Pestzeiten sicherlich verehrt worden.

110 Ebd. S. 203f.; Drangsale des Klosters Beurons im 30jährigen Krieg. In: Diözesanarchiv von
Schwaben, Jg. 1, S. 11, Jg. 4, S. 56, Jg. 10 S. 87- 88, S. 45- 46.

111 Josef Deschler: Wie es im 30jährigen Krieg in unserer Heimat zuging. Ein Beitrag zur
Geschichte des Dorfes und der Pfarrgemeinde Bingen bei Sigmaringen. In: HH 2 (1952)
S. 3-5 u. S. 19-21; Edwin Ernst Weber: Tirol in Schwaben. Zuwanderungen nach dem Dreißigjährigen
Krieg am Fallbeispiel der Pfarreien Veringen und Bingen. In: ZHG 33 (1997) S. 7-20.

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