Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 46
(PDF, 57 MB)
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Konrad M. Müller

hin. Als die Bevölkerung 1568 gezählt wurde, wird Harthausen mit einer Familie aufgeführt
. 1680 wurden 39 Steuerpflichtige in 34 Wohnungen gezählt, außerdem werden
8 leer stehende Höfe erwähnt120.

In diesen hundert Jahren und ziemlich sicher während des Dreißigjährigen Krieges
muss die Pest im Ort gehaust haben, und wahrscheinlich fiel ihr ungefähr die Hälfte
der Bewohner zum Opfer, denn 1635 wurde die Sebastiansbruderschaft gegründet,
und das fand meist als Erwiderung auf die Pest statt.

Die Verehrung des hl. Sebastian blieb in der Gemeinde lebendig, so konnte der
Maler Meinrad von Aw hier, nach dem Urteil der Kunsthistoriker, sein bestes Sebastiangemälde
liefern. Er malte es für die Mauritiuskirche am Sebastiansaltar im Jahre
1752121.

Das Bruderschaftsbuch des hl. Märtyrers Sebastiani von 1715-1809 greift die
Geschichte der Pestbruderschaft in Harthausen auf, die erste Seite aus dem Lateinischen
übersetzt heißt: Im Namen der Heiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, des Sohnes
und hl. Geistes. Amen. Im Jahre nach wiederhergestelltem Heile 1635 ist löblicherweise
die Bruderschaft oder Kongregation des hl. Märtyrers Sebastian angefangen
worden, zur Zeit der allgemeinen Pest in Schwaben, unter dem hochw. Herrn
Magister Jakob Griener, derzeit Pfarrer in Harthausen und fortgesetzt unter dessen
Nachfolger Magister Johannes Kienlin von Riedlingen im Jahre Christi 1638. Gott
möge das Begonnene segnen. Seht wie gut und schön es ist, wenn Brüder in Eintracht
wohnen. Ps.132.

Was das Bruderschaftsbuch aus der Zahl ähnlicher Bücher heraushebt, ist die Beigabe
eines Bildchens des Patrons: „St. Sebastian fast nackt an einen Baumstumpf
gebunden und mit 8 Pfeilen durchbohrt. Im Hintergrund das Meer mit drei Segelschiffen
, rechts in die Höhe windend, ein Pfad zu einer Kirche auf dem Berg mit
zwiebelhelmigen Turm. Darüber steht: Hl. Sebastian bitte für uns! und Du setztest
auf sein Haupt eine Krone von Edelgestein. Unten sieht man ein Spruchband: 1. Spi-
cula passe, 2. Ulcera lasse, 3. Vulnera cura, 4. Peste futura. M.J.K. (Magister Johannes
Kienlin) - Der Du Pfeilspitzen erduldet, Geschwüre ertragen: heile die Wunden bei
kommender Pest!"

Ein erklärender Text wohl auch von Pfarrer Kienlin kommt dazu: Vor dem
Gedächtnis der lebenden Mitglieder sind diese oder ähnliche Worte vorauszuschicken
: In der Lieb und Andacht gedenket beider in des hl. Märtyrers St. Sebastians
Bruderschaft einverleibten lebendigen und abgestorbenen Brüder und Schwestern
, deren Namen jetzt werden abgelesen. Erstlich war der lebendigen (Nach dem
Ablesen:) Weylen wir dann schuldig seien, aus christlicher Lieb und Barmherzigkeit,
sowohl für die Lebendigen als Toten Gott den Herrn zu bitten, so laßt und demnach
ein Werk der Barmherzigkeit tun, erstliche eingedenk sein der Lebendigen, so dieser

120 Familiennamen im Urbar von Harthausen vom Jahre 1568. In: Mitteilungen des Vereins für
Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 58 (1924) S. 194/5; Haug, Beiträge (wie
Anm. 4) S. 26.

121 Auguste Wagner-Würz Meinrad von Aw. Leben und Werk eines süddeutschen Rokokomalers
. Hechingen 1936. S. 58/9; Mariela D. Siepmann: Harthausen auf der Scheer. Sigmaringen
1974.

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