Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 59
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Das große Sterben in Hohenzollern

vom Heiligen Schutz gegen die Pest und anderen Gefahren zu erlangen." 1784 wird
die Sebastiansbruderschaft aufgehoben151.

Die Sebastiankapelle ist 1506 in den Käppeleswiesen gebaut worden, vermutlich
war sie aber zu der Zeit dem hl. Eulogius geweiht. 1612 unter dem Eindruck der vergangenen
Pest, und weil sie neu errichtet werden musste, hatte sie den Titel in hono-
re SS. Sebastiani et Elogii bekommen. 1786 ist die Kapelle abgerissen worden. In der
Nähe, gegenüber vom Kloster Gorheim lag die „Siechenlachen". Den Namen erhielt
die Wiese, weil hier eventuell in einem Massengrab Seuchentote beerdigt wurden,
obwohl der Friedhof in Laiz war. Im 19. Jahrhunderts war hier ein städtischer Eisweiher
. Auf der „Landtafel des oberen Donautales", die vermutlich 1587 gezeichnet
wurde, ist das Gelände vor der Stadt in Richtung Kloster Gorheim mit der damaligen
Wiese abgebildet. Jetzt ist das ganze Gebiet durch Straßenbau u. s. w. verändert152.

Einen Ausflug in die Welt der Fasnet ist in einer Pestgeschichte nichts Ungewöhnliches
. Auch wenn Grosselfingen und Hechingen dazu anderes beiträgt. In Sigmaringen
findet das Bräuteln an Fasnacht statt. Gebräutelt werden die grünen, silbernen,
goldenen und diamantenen Hochzeiter sowie verheiratete Männer, die im zurückliegenden
Jahr zugezogen sind. Der Betroffene wird auf einer Stange sitzend um den
Brunnen vor dem Rathaus getragen. Es wird behauptet, dass nach der Pest im Dreißigjährigen
Krieg aus lauter Armut und Mangel an Heiratsfähigen sich niemand zum
Heiraten entschließen konnte. Als endlich der erste Mann dazu gefunden wurde,
haben ihn die Bürger auf die beschriebene Weise um den Marktbrunnen getragen.
Dieser Brauch hat sich bis heute erhalten. Beim Klange von Pfeifen und Trommeln
werden dabei Körbe voll Brezeln, Pfannkuchen, Würste und jetzt auch Orangen
unter das Narrenvolk und die Zuschauer geworfen153.

151 Wetzel (wie Anm. 32) S. 146 und II. Teil. Von der Glaubensspaltung des 16. Jahrhunderts
bis zur Gegenwart. Bühl 1931. S. 305; Johann Adam Kraus: Die Sebastiansbruderschaft Sigmaringen
. In: HH 13 (1963) S. 15; Josef Adam: Die früheren Bruderschaften zu Sigmaringen
und deren Aufhebung. In: Kirchweih St. Johann 1763-1988. Hrg. Förderverein für die Kirchenrenovation
und dem Pfarramt St. Johann. Sigmaringen 1988. S. 56-71. Die Sebastiansbruderschaft
S. 60-63; Zekorn (wie Anm. 39) S. 235.

152 Eisele (wie Anm. 116) S. 30; Alex Frick: Die Flurnamen der Markung Sigmaringen. In:
HH 5 (1955) S. 28; 6 (1956) S. 10 und 6 (1956) S. 59; Margareta Bull-Reichenmiller:
Sigmaringen am Ende des 16. Jahrhunderts. In: ZHG 13 (1977) S. 141-148, Abb. nach S. 148:
Ausschnitt aus der Landtafel. Josef Adam: Frühere, heute nicht mehr vorhandene Kapellen in
Sigmaringen. In: Kirchweih St. Johann 1763-1988. Hrg. Förderverein für die Kirchenrenovation
und dem Pfarramt St. Johann. Sigmaringen 1988. S. 85-89. Sebastiankapelle S. 85f.

153 Willy Baur: Das Sigmaringer Bräuteln. In: Schwäbische Heimat 4 (1953) S. 38/29; Uta
Beck: Sigmaringer Fasnetsbräuche. PH Weingarten 1960; Paul Schwarz: Zum Ursprung des
„Bräuteins". In: Schwäbische Heimat 27 (1976) S. 59/60; Georg Gauggel: Das Bräuteln. Ein
alter Semmerenger Fasnetsbrauch. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins 93 (1987) H. 2, S.
49/50; Matthias Mack: Brunnen und Skulpturen in Oberschwaben. Bergatreute 2001; hierzu
nun aber Otto H. Becker: „Freut Euch des Lebens". Zur Geschichte der Sigmaringer Fastnachtsbräuche
. Altenriet 2002. S. 94-115.

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