Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 60
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0072
Konrad M. Müller

3.24 Sigmaringendorf

Uber die Größe der Dorfbevölkerung vor dem 17. Jahrhundert gibt es keine Zahlenangaben
, aber das Dorf muss schon so viel mehr gehabt haben, dass eine neue Kirche
notwendig wurde, denn meist war der Grund dafür im zu geringen Platzangebot.
Vermutlich ist sie gerade zu dem Zeitpunkt fertig geworden, als 1611 die Pest ausbrach
. Pfarrer Wenglin überlebte sie nicht.

Als 1621 die Sebastiansbruderschaft gegründet wurde, ist das wahrscheinlich auf
die überstandene Pest vor 10 Jahren zurückzuführen. Der Dreißigjährige Krieg machte
sich immer mehr in den folgenden Jahren mit all seinen Gräueltaten bemerkbar.
1633 raubten die mit den Schweden verbündeten Sachsen-Weimar Truppen das Vermögen
der Sebastiansbruderschaft in Höhe von 49 Gulden aus der Kirche. Heute
blieb in ihr nur die Sebastianfigur, von 1710, und das Gemälde des Heiligen am Seitenaltar
, aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, zur Erinnerung zurück. Ob diese oder
andere durchziehende Truppen die Pest zurückließen, spielt letztlich keine Rolle.
Sicher ist, dass 1634 die Dorfbevölkerung beträchtlich schrumpfte. 1680 standen
noch 28 Höfe unbewohnt, wenn in diesem Jahr in den bewohnten 38 Häusern 46
Steuerzahler lebten, und es schon vor dem Krieg 66 Höfe gab, dann verlor der Ort
weit mehr als die Hälfte im Krieg, die allerdings nicht alle durch die Pest umkamen,
sondern auch durch Hunger und Kriegsunglück154.

3.25 Steinhilben

Zwei Pestepidemien erlebte Steinhilben, wie schwer sie ins Dorfleben eingriff, läs-
st sich leicht schätzen. 1542 lebten 58 Steuerzahler mit ihren Angehörigen. Ahnlich
viele werden Anfang des 17. Jahrhunderts hier gelebt haben, von denen starben 23 an
der Pest im Jahr 1610. Als dann in der Nachbarschaft 1630 die Pest wieder auftrat,
wird Steinhilben kaum verschont geblieben sein, aber vielleicht war der Ort nicht
so betroffen wie Trochtelfingen. 1635 bricht dann die Pest um so heftiger aus. Die
186 Toten können leicht die Hälfte der Dorfbevölkerung gewesen sein. Der Tod traf
sie überall, selbst auf den Feldern wurden Leichen gefunden. Auch der Lehrer von
Tigerfeld traf hier seinen Pesttod.

Steinhilben war in jener Zeit keine eigene Pfarrei, sondern gehörte zu Trochtelfingen
, und dort auf dem Friedhof fanden auch für die Steinhilbener ihre Beerdigungen
statt. Die Pestleichen wurden allerdings auf einem nicht geweihten Platz im Massengrab
beerdigt. Der letzte Tote war im Haus Cölestin Daigler in der Wilsinger Straße
zu beklagen. Vor dem Haus stand bis 1917 eine Dreifaltigkeitssäule (wohl nicht so
aufwendig wie die Dreifaltigkeits-Pestsäule in Wien am Graben). Für dieses Hauses

154 Karl Dehner: Chronik von Sigmaringendorf. Sigmaringen 1912; Haug, Beiträge (wie
Anm. 4) S. 33; Angela Vielstich: Die Kirche im Dorf lassen - Aus der Kirchengeschichte von
Sigmaringendorf im 19. und 20. Jahrhundert. In: Sigmaringendorf. Beiträge zur Geschichte
eines hohenzollerischen Bauern- und Industrieortes. Hrg. von Edwin Ernst Weber. Sigmaringendorf
2002. S. 327-352.

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