Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 66
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Konrad M. Müller

tere Pestjahre sind wahrscheinlich gemeint, wenn in einer Urkunde von 1429, in der
von der Gründung einer Bruderschaft des heiligen Geistes berichtet wird, als Grund
angegeben wird: gegen Pestilenz und Sterben wollte die Bruderschaft in Gebet und
gegenseitigem Helfen beistehen.

In dieser Zeit musste der Friedhof an der Nikolauskirche vergrößert werden, dazu
verkaufte 1437 Conrad von Renhartsweiler ein Grundstück. Anscheinend wurde nirgends
ist festgehalten, dass eine Pest die Ursache war, den Friedhof zu vergrößern
und dann fast gleichzeitig aufzugeben und zur Erhardskirche im ehemaligen Deutstetten
zu verlegen. Auch liege am hus der Kirchhof, der in sterbenden laiffen müsse
gebraucht werden, und in jüngst verlofnen sterbend so voll und seicht gelegt wurden,
daß sich nächsten Sommers ein starker Geschmack zu versehen sei. Für Pestbeerdigungen
war das felsige Gelände an der Nikolauskirche nicht geeignet, weil keine
genügend tiefen Gräber ausgehoben werden konnten174.

Uber die Pest von 1611 sind keine Einzelheiten festgehalten, und als allerorten 1635
die Pest herrschte, wird für Veringenstadt erneut obiger Spruch leicht abgewandelt als
geschichtliche Wahrheit weitergegeben: Klag über Klag, neunundneunzig in einem
Grab! Gestiftet 1630, als die Pest hier wüthete. Glaubhaft ist, dass Veringenstadt die
Hälfte der Bevölkerung verloren hat. Es sollen noch 200-300 Einwohner gegeben
haben, das würde auch zur Zählung der Steuerpflichtigen im Jahre 1680 passen. Es
hat 60 bewohnte und ebenso viel unbewohnte Wohnungen gegeben175.

Was nun Veringenstadt aus den anderen Landstädtchen herausragen lässt, ist die
Tatsache, dass aus Veringenstadt ein Gelehrter der Medizin hervorging, Markus Deas.
Er wurde Stadtarzt in Neumarkt i. d. Oberpfalz und ist der Verfasser einer Pestschrift
, die 1533 erschien: Ein Kurz nützlichs Regiment, wie sich Jedermann vor der
Pestilenz bewahren / und derselben entpfliehen / auch mit Hilfe des Allmechtigen
Gottes / seines leibs Gesundthait erhalten soll. Darzu den Krancken mit dieser sucht
der Pestilenz beladen / das dienstlich.

Welche Pflichten er in Neumarkt hatte, können in der dortigen Stadtgeschichte
nachgelesen werden, aber was er an Wissen seiner Zeit zusammentrug, ist auch für die
Veringenstadt-Geschichte wissenswert176.

„Das Buch handelt, wie andere Pestbücher der Zeit, in einem ersten Teil über die
Mittel zur Vorbeugung gegen die Krankheit, im zweiten etwas umfangreicheren Teil
über die Möglichkeiten der Heilung. In dem Abschnitt über Vorbeugemaßnahmen
(Preservativi) gibt Veringer auch allgemeine Anweisungen, wie man Leib und Seele zu
Zeiten der Pest stärken und kräftigen soll. Sich berufend auf sein großes Vorbild, den

174 Gustav Hebeisen: Urkunden und Akten zu den abgegangenen Orten und Weilern der heutigen
Gemarkungen Veringenstadt, Veringendorf, Benzingen und Jungnau. In: Mitteilungen
des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 60 (1926) S. 34-65; Wetzel
(wie Anm. 32) S. 105f.; Johann Adam Kraus: Deutstetten, ehemals Pfarrei. In: HH 11 (1961)
S. 43f. und 60f.; Erwin Zillenbiller: Stadt Veringen. Gammertingen 1963; Ders. (Hrg.): Stadt-
werdung im Landkreis Sigmaringen. Burg und Stadt Veringen. Sigmaringen 1985.

175 Haug, Beiträge (wie Anm. 4) S. 16.

176 Herbert Rädle: Markus Deas aus Veringen, Stadtarzt in Neumarkt und Verfasser einer
Pestschrift. In: HH 37 (1987) S.56/7.

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