Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 82
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Wolfgang Hermann

1848 an Raimund Säer das Fischwasser in den „öffentlichen Flüssen" für drei Jahre
um 10 fl. 6 kr., zahlbar jeweils zum 30. April und erstmals 184921.

Wie erregt Gemeinden im Anschluß an die Zugeständnisse der Regierung waren,
zeigte sich beispielhaft in Empfingen für das Oberamt Haigerloch und in den
Gemeinden Betra und Fischingen für das Oberamt Glatt. Zunächst wurden die Menschen
wie auch andernorts vom „Franzosenlärm" erfaßt, der bedeutete, daß fast alle
Welt glaubte, die in Paris ausgebrochene Revolution habe zum Angriffskrieg gegen
Deutschland mit Zehntausenden geblasen.

Für Empfingen schilderte Hauptlehrer Willibald Zimmermann in den 30er-Jahren
des vorigen Jahrhunderts die damaligen Vorkommnisse22. W. Zimmermann sah sich
als volkstümlicher, fast poetisch schreibender Geschichtserzähler, der seine Quellen
auch nicht bekanntgab: Empfinger Fuhrleute, die am Nachmittage aus dem Kinzigtale
, wohin sie Braugerste geliefert hatten, zurückgekehrt waren, erzählten und versicherten
, daß 40.000 Franzosen und deutsche Freischaren plündernd, mordend und
sengend im Anmärsche seien. Im Badener Land hausten sie fürchterlich. Alles beeile
sich, Nahrungsmittel, Kleider, Geld, Uhren, Ringe usw. im Keller, Kamin, Heu und
Stroh zu verstecken, im Garten zu vergraben oder im Walde zu verbergen. Noch ehe
der Abend hereinbrach, war diese Schreckensnachricht im ganzen Dorf verbreitet
<...> Der Händler Joseph Briegel wollte sich Gewißheit verschaffen und fuhr am
andern Morgen in aller Frühe mit seinem 'Bernerwägelchen' <...> nach Dornhan und
Alpirsbach. In den Brauereien, wo er sein Harz (gemeint ist wohl Baumharz als
Licht- und Energiequelle, der Verf.) abzusetzen suchte, wurde von nichts anderem
geredet, als vom Einfall der Franzosen. Er wußte genug und kehrte schleunigst nach
Hause zurück. Im Verlaufe der nächsten Stunden steigerte sich noch die Erregung, als
am 23. März <...> ein Reiter aus Weiden im Galopp die Weihergasse hereinritt und
<...> berichtete, daß die Franzosen bereits schon das Kinzigtal heraufmarschieren. Er
sei beauftragt die Bürgerwehr zu bitten, sich im Eilmarsche nach Weiden (bei Dornhan
, Kreis Rottweil) zu begeben. Der herzugeeilte Bürgermeister Kordeuter befahl
Sturm zu läuten, wonach sich 43 Wehrleute um ihren Hauptmann scharten. In Weiden
angekommen stellte sich heraus, daß weder dort noch in der Umgebung Franzosen
zu finden waren. Die Männer stärkten sich zuerst in Weiden, dann heimgekehrt,
beim Hirschwirt Karl Gaus mit Freibier der Gemeinde - für 7 fl. - und taten große
Sprüche von ihrem Heldenmut.

Anderntags habe ein Krämer aus Eningen in der Empfinger Krone erzählt, <...> er
selbst habe einem Kampfe zwischen Franzosen und badischem Militär angewohnt.
Erstere seien geschlagen und das Kinzigtal her auf gedrängt worden. Sie rücken jetzt
über den Kniebis. Nachdem eine ähnlichlautende Nachricht von Horb nach Empfingen
gedrungen war, begab sich ein Teil der Bürgerwehr sofort nach Horb. Dort waren
in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1.300 Mann einquartiert. Der Rest der Empfinger
Bürgerwehr, 45 Mann, zog am gleichen Tag nach Sulz.23 Von dort zurück tranken
sie auf Gemeindekosten - 6 fl. - beim Kronenwirt Mayer.

21 GAGl, Beilage zum Rechnungsband von 1848/49, Nr. 25.

22 Wilibald Zimmermann: Empfinger Heimatbuch, erschienen bei: Der Zoller, Buchdruckerei
, Hechingen, 36 Seiten, hier S. 26 f.

23 Zimmermann (wie Anm. 22) S. 27 f.

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