Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 100
(PDF, 57 MB)
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Wolfgang Hermann

bemühungen des Revolutionsjahres einzigartig, weil er in konkreter politischer Arbeit
Angehörige der Frankfurter Nationalversammlung und der Dachorganisation außerparlamentarischer
demokratischer Vereine zusammenführte"123.

5.3 Eine neue politische Sprache entsteht

Die Berichte im Schwarzwälder Boten über den Wehrsteiner Verein sind nicht
namentlich gekennzeichnet, gelegentlich steht am Textende ein Namenskürzel, das
aber vom heutigen Verlag nicht aufgelöst werden konnte. Doch gibt der Verfasser
häufig in einer wörtlichen Rede den Inhalt der Auseinandersetzungen wieder. Der
Verein sollte die frühere Grafschaft Wehrstein mit Fischingen, Betra und Empfingen
umfassen. Die erste übernommene Meldung stammt vom 5. Februar124.

Man wollte den Namen Wehrstein symbolisch umwerten in Stein der Wehre, oder
Stein der Abwehr. Das Ziel des Vereins bestünde darin, die errungenen Volksrechte
gegen jeden Angriff zu verteidigen. Dem Bericht nach stellte sich der Verein auf die
Seite der Geistlichen Sprißler und Blumenstetter. Beide bildeten für den Verein die
große Ausnahme, wo man doch feststellen wollte: <...> Übrigens ist bei uns eine
ernstliche Beeinträchtigung weit weniger von Seite der Regierung, als von Seite einer
schlauen und fanatischen Geistlichkeit (schwarze Vögel oder Pfaffen genannt) zu
besorgen. Weiter unterstützten der Vorstand den Empfinger Geistlichen: <...> Die
Ränke der Geistlichkeit haben ihn (Sprißler) zu seinem Rücktritt aus der Paulskirche
genötigt und hören auch jezt noch nicht auf, ihn zu verfolgen <...>. Man kann leider
nicht unterscheiden, was Aussagen von Vereinsangehörigen und was die Worte des
Berichterstatters sind. Der Bericht fährt fort mit der Erklärung, daß man zuerst Pfarrer
Sprißler die Vorstandsschaft vergeblich angetragen habe. Die Ablehnung wurde so
begründet, <...> daß er nicht mit seiner Person dem Verein das schwarze Erbe eines
wilden klerikalen Hasses zubringen und eben dadurch dessen Gedeihen hindere;
zumal er aus vielfältiger Erfahrung weiß, wie leicht sich das Volk bei seiner dermaligen
politischen Unreife und natürlichen Wandelbarkeit von den Einflüsterungen seiner
ewigen Feinde verwirren, verdrehen und verfangen läßt.

Wenig später im Februar verstiegen sich die Verteidiger der Märzvereine zu einem
sonderbaren Vergleich der Märzerrungenschaften mit der Offenbarung des Apostel
Johannes, Kapitel 6: <...> Das Siegel ist geöffnet, der Brief der Volksrechte liegt vor
unsern Augen aufgeschlagen mit seinem Inhalt und seinen Zeichen, mit gewaltigem
Roß und Reiter, aber Inhalt, Zeichen, Roß und Reiter müssen lebendig werden <...>
in Leben und Kampf hervortreten <...> Wer soll sie lebendig machen <...>? Das soll
und will der Märzverein <...> Es gibt eine einflußreiche Partei, die exorcisiert mit
ihren dämonischen Segenssprüchen jede Lebensbewegung <...> Sie ist mächtig und
tätig <...> Sie verwirrt den Verstand der Leute mit den Schrecken des Gewissens, mit
Vorurtheil, mit Wahn und Aberglauben. Ihr vorzüglichster Hebel mag wohl der
Piusverein seyn in katholischen Gemeinden, wie der Pietismus in protestantischen
<...>. Dem müsse man die Bildung entgegensetzen: <...> ein helles Bewußtseyn um

123 Siemann (wie Anm. 15), S. 242.

124 (Beob.), SB Nr. 29, v. 22. 2.1849.

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