Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 102
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0114
Wolfgang Hermann

Wehrsteiner Kreises zu überprüfen, für den Republikaner Carl Otto Würth traf es
offenbar nicht zu129.

Von der nachfolgenden Versammlung in Dettingen am 25. Februar 1849 - zeitlich
also mitten in der parlamentarischen Diskussion um die Reichsverfassung - berichteten
der Schwarzwälder Bote und das Sigmaringer Beiblatt ganz unterschiedlich.
Größeren Raum bei diesen Diskussionen, in denen außer Lehrer Beck von Betra kein
weiterer Name im Wochenblattbericht130 fiel, nahmen bäuerlich-ökonomische Probleme
ein, wie das Beiblatt seinen (rechtsliberalen) Lesern mitteilen wollte.

Zu den Punkten mit einer gesamtdeutschen Bedeutung, nämlich die vom Frankfurter
Centraiausschuß in Anregung gebrachten 6 Fragen über einzelne Theile der
Reichsverfassung, sei man erst am Schluß gekommen. Vermutlich wurde die Diskussion
vom Gasthof Hirsch in Betra nochmals aufgegriffen. Neben dem Wehrsteiner
Kreis sprachen sich Vertreter benachbarter württembergischen Märzvereine für eine
Republik aus. Die Redner stimmten für die Angliederung Deutsch-Österreichs und
für einen Bundesstaat unter republikanischer Prämisse. Ein Reichsrat wie auch ein
Staatenhaus wurden abgelehnt; als eine zweite Kammer wurde nur ein Senat in Erwägung
gezogen, der direkt ohne Zensus vom Volk gewählt werden sollte, und dessen
Mitglieder mindestens 40 Jahre alt sein sollten.

Zu Anfang der Gespräche stand offenbar die Ablösung des Zehnten gegen das
Ansinnen einer unentgeltlichen Aufhebung; die existentiellen Probleme bäuerlicher
Familien aufgrund häufiger Vergantungen (Zwangsversteigerungen) schienen dringlicher
als alles andere.

Wir müssen insgesamt feststellen, daß Hohenzollern-Sigmaringen mit der Regierung
Schenk zu Schweinsberg noch eine liberale Regierung hatte, jedoch waren
Justiz- bzw. Verwaltungsbeamte reaktionär und den Frankfurter Entwicklungen
gegenüber feindselig eingestellt. Das Spitzelwesen mittels örtlicher Gendarmen trug
der Justiz Informationen über die Volksaufklärer und deren Reden zu. Der spätere
Ankläger gegen Severin Beck, der ehemalige Aktuar Stroppel, ließ Beck während der
Versammlung in Dettingen beobachten. Dessen angebliche Äußerungen tauchen im
Untersuchungsprotokoll vom 23. August 1849 gegen Lehrer Beck auf131. Die Reaktion
verglich Beck mit einer häßlichen Kröte und ihr schrieb es er zu, <...> daß die
Revolutionen in Wien und Berlin, der Aufstand in Baden und der Zug von Hecker
und Struve niedergedrückt worden seien. Von dem Bild der Reaktion, der Kröte,
behauptete er, <...> daß sie einen Schweif habe, der von Wien bis Berlin und sogar um
ganz Deutschland herum gehe. Weiter im Verbund der Reaktion sah Beck die gesamte
Geistlichkeit und die Hauptpersonen des Staates. Stroppel weiter: Die Zähne der
Kröte verglich Bek mit den Bajonetten, die Augen mit den Gensdarmen und im
Bauch derselben klassifizierte er den Hofstaat einschließlich der Damen.

129 Andreas Zekorn: Lesegesellschaften und städtisches Bürgertum in Sigmaringen während
der Revolution 1848/49, in: Für die Sache der Freiheit des Volkes und der Republik - Die Revolution
1848/49 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen (Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Sigmaringen, Bd. 7), S. 81, Abb. 13.

130 VAzBlS, Beiblatt Nr. 9, v. 4. 3.1849, S. 61.

131 StAS, Ho 235, Bd. 28, Abtl I/Sektion 11, Nr. 400/3.

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