Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 141
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0153
Severin Beck und der Wehrsteiner Kreis

wiederkehren würde: <...> es möchte die gegenwärtige Ungewißheit unserer Landesangelegenheiten
bald schwinden und der edle Fürst Carl Anton zum Wohl und Frommen
des Landes noch lange regieren. Das regierungsfreundliche Blatt stellte seine
Verbindung zum hohenzollerischen Hause und der preußischen Politik so dar, als ob
nun alle gemeinsam darüber froh wären, daß der „revolutionär- demokratische Spuk"
hinweggefegt war: Heute früh nach 10 Uhr zog unser Bataillon, welches seit dem
18. Mai ausmarschirt war, feierlich hier ein; die ganze Mannschaft wurde in der Stadt
einquartirt. Der durchlauchtigste Fürst hatte dasselbe in dem Grenzorte Vilsingen
empfangen, und mit einer Anrede begrüßt. Der k. Preußische Regimentsstab mit
Musik, unsere sämmtlichen Beamten, nebst einer Deputation des Magistrates waren
bei diesem Einzüge gegenwärtig und es nahm die ganze Einwohnerschaft Sigmarin-
gens mit noch vielen Fremden an diesem Willkomm Antheil.

Die Bürgerwehren und Märzvereine brachten im Endergebnis keine Kraft auf,
durch militärartige Aktionen die Situation zu verändern und die Regierungen in
Stuttgart, Karlsruhe bzw. Sigmaringen in ihrem Sinne umzubilden, geschweige denn
zu stürzen, wenn auch in einzelnen Oberämtern republikanisch gesinnte Beamte und
Freiberufler über großen Einfluß verfügten298. Die alten Mächte setzten sich wieder
wirksam in Szene. Die neue Politik wurde mit der Aussage umschrieben: Die heutige
Demokratie ist der gefährlichste Feind der deutschen Einheit und Freiheit™. Der
Verfasser vom Verordnungs- und Anzeigeblatt nennt in seinem Beitrag Robert Blum
und dessen Deutsche Reichstagszeitung als die fluchwürdigste Ostentation in dieser
Richtung. Die moderne Demokratie habe sich mit der Hefe des Volkes verbunden
und diese für den Umsturz benutzt. Und außerdem habe sie sich dem Partikularismus
verschworen und wolle die <...> Stäätlein (originale Schreibweise) alle sorgfältig
bewahren als Tummelplatz für ihre kindischen Sprünge, als Versuchsfeld für ihr
Revolutions-Immergrün. Die Rechte und Freiheiten dieser neuen Zeit sei eben unreifen
und unwürdigen Menschen gegeben worden.

Von den demokratischen Errungenschaften in Hohenzollern-Sigmaringen blieben,
wenn auch folgenlos, die ersten Wahlen nach dem allgemeinen Wahlrecht300. Dasselbe
wurde am 27. Oktober 1849 von der Landesregierung Sallwürk verabschiedet301.
Unter den am 27. November302 Gewählten waren bekannte Namen der Linken wie
Lehrer Beck aus Betra, Johann Nep. Brändle aus Empfingen, der aber nicht annahm,
und weitere fünf Demokraten, unter ihnen Bürgermeister Graf von Sigmaringen303.
Die kritische Einstellung des Letzteren zur preußischen Besatzung sollte ihn am
29. Oktober 1849 sein Amt kosten. Er wurde von der fürstlichen Landesregierung

298 Sauer (wie Anm. 237), S. 161; Rieber (wie Anm. 129), S. 57; Zekorn (wie Anm. 129),
S. 81 ff.

299 VAzBlS, Nr. 6, v. 10. 2.1850, Beiblatt S. 51 ff.

300 Zum Aspekt des allgemeinen Wahlrechts soll an anderer, späterer Stelle - „Einwohner und
Bürger und ihr Recht zur Mitwirkung im Staat" - eingegangen werden.

301 VAzBlS, Nr. 43, v. 28.10.1849, S. 319-320.

302 SB, Nr. 214, v. 3.11. 1849. - Gönner (wie Anm. 16), S. 190;

303 Gönner (wie Anm. 16 S. 190;

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