Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 148
(PDF, 57 MB)
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Casimir Bumiller

Auch im benachbarten Hohenzollern war die Revolution von 1848 beendet, und sie
hatte hier bekanntlich eine überraschende Wendung genommen. Verbittert und enttäuscht
über die Erhebung ihrer Untertanen hatten die beiden Fürsten von Hohen-
zollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen auf ihre Souveränität verzichtet
und unter Berufung auf ältere Hausverträge ihre Territorien dem preußischen Vetter
in Berlin angetragen3. Damit wurden zum wiederholten Male die württembergischen
Hoffnungen enttäuscht, sich endlich vielleicht doch noch Hohenzollern einverleiben
zu können. Mehr noch: Preußen nahm Hohenzollern 1850 nicht nur als irgendein
zusätzliches Territorium in Besitz, sondern stilisierte die schwäbische Provinz - mit
einer gewissen historischen Berechtigung, aber durchaus auch tendenziös - zum
Stammland des preußischen Hauses und wertete Hohenzollern in der Ideologie „Vom
Fels zum Meer" zu einer Keimzelle deutsch-preußischer Geschichte auf4.

Nichts bot sich nach 1850 besser an, zum weithin sichtbaren Symbol dieser Ideologie
zu werden als die Burg Hohenzollern, die beim Ubergang an Preußen zwar noch
als romantische Ruine darnieder lag, bald jedoch schon zum nationaldynastischen
Denkmal ausgebaut werden sollte, in dem sich der preußische Führungsanspruch in
der nationalen Frage materialisierte5. Während also im Neuen Schloss in Stuttgart
gemalt wurde, begannen zeitgleich auf dem Zoller die Maurer und Steinmetzen zu
hämmern. Baumeister der neuen, dritten Burg Hohenzollern war der preußische
Architekt Friedrich August Stüler, der „Architekt" des gesamten ideologischen Rahmenprogramms
war aber kein Geringerer als der schlesische Graf Rudolph von Stillfried
(1804-1879), ein enger Vertrauter von König Friedrich Wilhelm IV, der sich
bereits als Erforscher der hohenzollerischen Geschichte einen Namen gemacht hatte6.

3 Eberhard Gönner: Die Revolution von 1848/49 in den Hohenzollerischen Fürstentümern
und der Übergang an Preußen. In: Fritz Kallenberg (Hg.), Hohenzollern (Schriften zur Politischen
Landeskunde Baden-Württembergs 23). Stuttgart 1996, S. 283-306; Maren Kuhn-Rehfus:
Der Übergang Hohenzollerns an Preußen. Die Vorgänge in den Fürstentümern Sigmaringen und
Hechingen von 1848-1851. In: Beiträge zur Landeskunde 1976 Nr. 1; Casimir Bumiller: „Es
lebe die Freiheit und unser Fürst": Die Rolle der Revolution von 1848 in der hohenzollerischen
Geschichte. In: Hans-Georg Wehling/Angelika Hauser-Hauswirth (Hg.): Die großen Revolutionen
im deutschen Südwesten. Stuttgart 1988. S. 69-84; Casimir Bumiller: Die 48er Revolution
in Hohenzollern mentalitätsgeschichtlich betrachtet. In: ZHG 35 (1999), S. 93-100.

4 Fritz Kallenberg: „Vom Fels zum Meer". Die Politisiserung der dynastischen Beziehungen
der schwäbischen zu den brandenburgisch-preußischen Hohenzollern. In: Gedenkschrift
Martin Göhring. Studien zur europäischen Geschichte, hg. von Ernst Schulin. Wiesbaden
1968, S. 200-213; Paul Münch: Rollende Steine und schlafender Kaiser. Der Hohenzoller als
Nationalsymbol. In: ZHG 38/39 (2002/03), S. 469-484.

5 Preußen in Hohenzollern. Begleitband zur Ausstellung Sigmaringen 1995. Hg vom Haus der
Geschichte Baden-Württemberg und dem Staatsarchiv Sigmaringen. Sigmaringen 1995, S. 45
ff.; Rolf Bothe: Burg Hohenzollern. Von der mittelalterlichen Burg zum nationaldynastischen
Denkmal im 19. Jahrhundert. Berlin 1979.

6 Fritz Kallenberg: Landesgeschichte in Hohenzollern. Der Hohenzollerische Geschichtsverein
im Spannungsfeld von Lokalpatriotismus und Geschichtswissenschaft. In: ZHG 15
(1979), S. 9-90, hier bes. S. 53 ff.; Otto H. Becker: Die Herrschaft Schalksburg: Fortwirken
einer Tradition im 19. und 20. Jahrhundert. In: Die Herrschaft Schalksburg zwischen Zollern
und Württemberg. Hg. von Andreas Zekorn u. a. Epfendorf 2005, S. 187-207, hier S. 190 ff.

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