Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 149
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0161
Polemik al fresco

Der Übergang Hohenzollerns an Preußen und die Vorgänge auf dem Zoller waren
der württembergischen Regierung in Stuttgart ein Dorn im Auge. Gegenbaurs Fresko
„Henriette von Mömpelgard besiegt Friedrich von Zollern" von 1854 lässt sich deshalb
ohne weiteres als Spitze gegen die preußischen Baumaßnahmen auf dem Zoller
deuten, des weiteren als eine Art Polemik al fresco in der politischen Auseinandersetzung
um den nationalen Führungsanspruch Preußens. Es gibt eine Anekdote,
wonach Königin Olga von Württemberg bei Staatsbesuchen aus Preußen die preußischen
Militärs während des Gesprächs gerne unauffällig in die Nähe dieses Bildes
dirigierte, so dass diese vor dem am Boden liegenden Zollernwappen zu stehen
kamen7. Damit diese Botschaft auch über das Neue Schloss hinaus gelangte, fertigte
Gegenbaur von seinen Fresken (die übrigens im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden),
Kupferstiche an, die in Württemberg weit verbreitet waren und in mancher Bürgerstube
hingen. Das populäre Kupfer „Henriette von Mömpelgard besiegt Friedrich
von Zollern" sandte seine Botschaft auf diese Weise auch den preußischen Adressaten
zu. Diese Botschaft lautete: Schaut her, so endet Hochmut!

Die Gräfin Henriette, gewappnet wie ein Ritter auf ihrem Schimmel daherpre-
schend, beobachtet mit feurigen Augen die Festnahme des Grafen Friedrich von Zollern
. Dieser wehrt sich zwar noch gegen seine Gefangennahme, hat aber gegen die
württembergischen Kriegsknechte keine Chance mehr. Hämische Blicke begegnen
dem zornig gegen Henriette gewandten Zollergrafen. Ein Knecht streckt ihm triumphierend
sein erobertes Schwert entgegen. Machtlosigkeit und Kerkerhaft stehen dem
unruhigen Grafen bevor, der sein Leben zuletzt in der Manier eines Raubritters verbracht
hatte. Auf ein kleines, aber möglicherweise keineswegs nebensächliches Detail
möchte ich nur am Rande hinweisen. Ohne eine solche Absicht Gegenbaurs exakt
belegen zu können, sei der Verdacht in den Raum gestellt, dass sich in der Physiognomie
des gefangenen Zollergrafen gewisse Züge des preußischen Königs Friedrich
Wilhelm IV widerspiegeln.

Die Botschaft aus Stuttgart erreichte den Zoller tatsächlich. Hier wurde zwar Mitte
der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts noch an den Grundfesten gemauert, doch war die
Innenausstattung der neuen Burg bereits in der Planung. Das Konzept des Grafen
Stillfried von 1855 sah noch keinerlei Historienmalerei vor. Doch schon 1858 hielt
Architekt Stiller „historische Wandmalereien aus dem Gebiet der höheren Kunst" für
„unerlässlich". 1861 engagierte er auf der Burg Hohenzollern den Berliner Historienmaler
Wilhelm Peters. In den Jahren 1862 bis 1864 schuf dieser in der Bibliothek der
Burg einen Zyklus von acht Motiven aus der hohenzollerischen Sage und Geschichte
, darunter eine Szene „Friedrich der Ottinger schlägt sich durch den Tross der Belagerer
1423"8.

Dieses Motiv greift das Stuttgarter Bild Gegenbaurs direkt auf, denn Friedrich der
Ottinger ist kein anderer als jener Graf Friedrich von Zollern, der im Stuttgarter
Gemälde in die Gefangenschaft Heinriettes gerät. Wilhelm Peters wählte ein Ereignis
aus dem Leben dieses Zollergrafen, das der Gefangennahme zeitlich voraus geht. Seine
Gefangenschaft kann historisch nur unbestimmt in die Zeit nach 1427 angesetzt wer-

7 Bothe (wie Anm. 5), S. 306 Anm. 582 nach Decker-Hauff.

8 Bothe (wie Anm. 5), S. 234 ff.

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