Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 157
(PDF, 57 MB)
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Polemik al fresco

Die Neugestaltung Europas durch Napoleon gab den Hoffnungen des von Bonaparte
zum König beförderten Friedrich I. von Württemberg neue Nahrung. Dies
umso mehr, als der Franzose zwischen 1802 und 1806 gerade jene Territorien von der
Landkarte tilgte, die zu klein waren, um überleben zu können. Es lag gewissermaßen
in der Logik der Entwicklung von 1806, dass Hohenzollern sozusagen auf natürliche
Weise dem Königreich Württemberg als Morgengabe zufallen würde. Doch es kam
bekanntlich auf Intervention der Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sig-
maringen anders; Napoleon schonte gegen seine eigenen Prinzipien die beiden hohen-
zollerischen Fürstentümer und wertete sie dazu noch auf22. Doch König Friedrich I.
nahm diese Entwicklung nicht kampflos hin. Unter Berufung auf die Rechtsnachfolge
Österreichs besetzte Württemberg im März 1806 kurzerhand Sigmaringen, da die
Grafschaft Sigmaringen bekanntlich österreichisches Lehen gewesen war. Der „dicke
Fritz" übersah dabei geflissentlich, dass erst kurz zuvor die Rechte Österreichs an
Sigmaringen mit der Unterschrift eines seiner Minister annulliert worden waren. So
musste Württemberg nach Intervention der französischen Truppen Sigmaringen nach
kurzer Zeit wieder räumen.

Auch in Hohenzollern-Hechingen versuchte König Friedrich von Württemberg
doch noch einen Fuß in die Türe zu setzen. So drohte er sich unter Berufung auf ein
österreichisches Öffnungsrecht auf der Burg Hohenzollern im Januar 1806 dieser
Festung zu bemächtigen. Doch da die Hechinger Regierung nachweisen konnte, dass
dieses Öffnungsrecht bereits 1771 gekündigt worden war, musste König Friedrich
Zähne knirschend auch von diesem Objekt der Begierde lassen. Einen einzigen kleinen
Erfolg konnte er in Bezug auf Hohenzollern verbuchen. So gelang es württembergischem
Militär in der Truppenstärke von 13 Mann, im Januar 1806 die kleine
hohenzollerische Exklave Wilflingen bei Rottweil zu besetzen, wo zuvor ebenfalls
Österreich gewisse Hoheitsrechte wahrgenommen hatte. Wilflingen blieb bis ins Jahr
1821 de facto württembergisch, dann gab König Wilhelm von Württemberg dieses
ohnehin nicht bedeutende Pfand wieder heraus23.

Die nächste Chance bot sich für Württemberg erst wieder in der Revolution von
1848/49. Als sich abzeichnete, dass die beiden Fürsten von Hohenzollern daran dachten
, ihre Herrschaft abzutreten, weckte dies natürlich erneut die Aufmerksamkeit
Württembergs. Denn nach Lage der Dinge kam damals nur eine Anlehnung Hohen-
zollerns an die Nachbarn Baden oder Württemberg in Betracht. Auch in der hohen-
zollerischen Bevölkerung wie in der Presse wurde die Frage eines möglichen
Anschlusses an Württemberg diskutiert, wobei sich sehr schnell herauskristallisierte,

22 Wilfried Schöntag: „...dass die Rheinbund-Acte das Fürstenhaus größer, mächtiger und
reicher - das Land aber unfreier und ärmer gemacht hat..." Die Fürstentümer Hohenzollern-
Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen im Zeitalter Napoleons. In: Baden und Württemberg
im Zeitalter Napoleons, Bd. 2, S. 81-102; Fritz Kallenberg: Hohenzollern (wie Anm. 3),
S. 88-128; Casimir Bumiller: Der „Sonderfall Hohenzollern". Die hohenzollerischen Fürstentümer
- Säkularisation und Mediatisierung. In: Alte Herren - neue Klöster. Die Säkularisation
im deutschen Südwesten 1803. Begleitbücher zur Landesausstellung 2003, Bd. 2,2,
S. 893-906.

23 Casimir Bumiller: Wilflingen. Ein Geschichts- und Heimtbuch. Horb a.N. 1994, S. 136 ff.

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