Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 158
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0170
Casimir Bumiller

dass die Ressentiments der hohenzollerischen Untertanen gegenüber Württemberg
doch allzu groß waren. Sobald ein möglicher Anschluss Hohenzollerns an Preußen
in den Bereich des Möglichen rückte, schlug in der Bevölkerung das Pendel sehr rasch
zugunsten der preußischen Option aus. Und die Begeisterung, mit der die hohenzollerischen
Untertanen im August 1851 vor der Kulisse der Zollerburg König Friedrich
Wilhelm IV huldigten, musste den württembergischen König endgültig davon überzeugen
, dass unter diesen Vorzeichen an eine Aneignung Hohenzollerns auf Dauer
nicht mehr zu denken war.

Mit der Abtretung Hohenzollerns an Preußen war eingetreten, was König Wilhelm I.
von Württemberg schon Jahre zuvor befürchtet hatte, nämlich „dass mir die verfluchten
Pickelhauben auf meinem Hohenzollern sitzen"24. Dieses verräterische Zitat
offenbarte den ganzen Besitzanspruch Württembergs an Hohenzollern, der in vierhundert
Jahren offenkundig nie wirklich erloschen war. So wie Hohenzollern den
Verlust der Herrschaft Schalksburg nie verwunden hat, so hatten die Württemberger
nie ganz verkraftet, dass ihnen Graf Eitelfriedrich und sein genialer Sohn seinerzeit
einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten.

Den Württembergern blieb nach 1850 nichts übrig, als ihrem Arger und ihrer Enttäuschung
in jener Polemik al fresco Ausdruck zu verleihen, die wir eingangs
betrachtet haben und die für ca. 15 Jahre das Verhältnis zwischen Württemberg und
dem jetzt preußischen Hohenzollern bestimmte. Es war unter den gegebenen politischen
Umständen eigentlich nicht mehr daran zu denken, dass sich für Württemberg
nochmals eine Chance auf die Besetzung Hohenzollerns bieten sollte, und doch hielt
die Gunst der Geschichte ein einziges Mal noch eine solche Chance bereit.

Im Jahr 1864 vollendete der Maler Wilhelm Peters das Fresko „Jos Niklas legt den
Grundstein zum Umbau der Burg [Zollern]". Zehn Jahre nach Gegenbaurs „Henriette
von Mömpelgard besiegt Friedrich von Zollern" lag damit die hohenzollerische
Antwort an die Württemberger vor. Und der Triumph, den das Bild ausstrahlte, entsprach
in etwa dem de facto-Verhältnis zwischen Württemberg und Preußen: Württemberg
machte zum ersten Mal in seiner Geschichte gegenüber Hohenzollern die
Erfahrung, der Kleinere zu sein. Noch immer ging es im Deutschen Bund, dem
damals Württemberg wie Preußen, aber auch noch Osterreich angehörten, um die
Führungsrolle in der Frage der nationalen Einigung. Während Württemberg eher
einer großdeutschen Lösung unter Einschluss Österreichs zuneigte, pochte Preußen
zunehmend auf die kleindeutsche Lösung unter seiner Führung. Noch aber, im Jahre
1864, während der Maler Peters den Erzherzog von Osterreich schon hinter dem
Markgrafen von Brandenburg versteckte, fanden sich Osterreich und Preußen Seit' an
Seit' im Deutsch-Dänischen Krieg. Nur zwei Jahre später, nachdem Osterreich
Preußen durch einen Vertragsbruch Gelegenheit gab, sich aus dem Deutschen Bund
zurück zu ziehen, stand im Deutschen Krieg von 1866 die Entscheidung dieser Frage
an. Als Preußen aus dem Bund ausscherte, erhielt Württemberg Ende Juni 1866
vom Deutschen Bund den Auftrag, die Burg Hohenzollern zu besetzen, ein Auftrag,
den die Württemberger umgehend befolgten.

24 Gönner (wie Anm. 10), S. 20.
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