Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 186
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0198
Karl Werner Steim

[13] 5. Abschnitt: II. Lehrer-Prüfung

Im Jahre 1875 machte ich mein zweites Dienst-Examen bei der Regierung zu Sigmaringen
. Ich war der Einzige meines Jahrganges, der den Mut aufbrachte, zwei Jahre
nach dem Seminar zum Lehrer-Examen anzutreten. Meine Mitkollegen waren alle
zwei Jahre vor mir aus dem Seminar gekommen. Drei von ihnen waren das Jahr vorher
im Examen durchgeplumst. Im Hinblick auf diese alten Kollegen prophezeite die
Lehrerschaft mir nichts Gutes. Jedoch ich sagte mir immer wieder: Dem Mutigen
gehört die Welt! Ich setzte mich auf die Hosen oder marschierte in meinem Provisor-
Zimmer von einer Zimmerecke in die andere mit dem Buche in der Hand und zwar
so lange, bis ein sichtbarer Fußweg auf meinem Zimmerboden zu sehen war. Sitzleder
hatte ich gar wenig. Ich mußte ständig einher traben. Die allgemeinen Bestimmungen
konnte ich auswendig hersagen, so gut wie die zehn Gebote Gottes.

An den Prüfungstagen waren die Früchte meines Fleißes offensichtig. Am 2ten Prüfungstage
wurde Vormittags eine Pause gemacht. Unter dieser Pause hörte ich den Kollegen
Fritz zum Stölzle sagen: „I möchte nu au wissa, wo des Finkle sei Zuig älles her hot!"

[14] Einen großen Teil meines Erfolges darf ich herzhaft meinem hochverehrten
Wohltäter Pfarrer Blumenstetter aufs Konto schreiben. Er wußte die Bücher auszuwählen
und mir zu beschaffen, die zu meiner Vorbereitung am vorteilhaftesten waren.
Ich kam glücklich durchs Examen. Der Festtrunk dauerte allzulange. Als schmächtiges
Bürschlein konnte ich nicht viel Alkohol vertragen. Fritz proklamierte eine
Freinacht, die von Allen angenommen wurde. Jetzt hieß es: Mitgefangen, mitgehangen!
Es konnte nicht ausbleiben, wir wurden alle berauscht. Ich wohnte in der Weingasse bei
meiner Base, der Frickenbäuerin. Sie war eine leibliche Schwester meines Vaters. Gegen
Morgen wankten wir ein Jeder seiner Herberge zu. Mein Haus fand ich wohl noch
allein. Meine Base wollte frühzeitig in den Stall gehen zum Melken. Da fand sie mich
auf der Treppe im tiefsten Schlafe. Sie war etwas ungehalten, ging mit mir auf mein
Zimmer, wo ich mich ins Bett legte und erst zum Nachtessen wieder aufwachte.

Meine Eltern sowie die ganze Gemeinde Trillfingen mit ihrem hochverehrten
Pfarrherrn, sie alle freuten sich ob meines glücklichen Erfolges beim Lehrer-Examen.

[15] 6. Abschnitt: [Fink wird Soldat]

Im Herbste des gleichen Jahres 1875 mußte ich Soldat werden. Bei der General-
Musterung im Frühjahre [in Haigerloch] wurden sämtliche Rekruten aus Trillfingen
tauglich befunden. Ich glaube, wir waren 17 Mann. Auch der Erbe vom Hirschen war
unter ihnen. Die Mädchen von Trillfingen, die gleichen Alters mit den Rekruten
waren, hatten einen prächtigen Festwagen hergerichtet. Dieser kam gegen Abend
nach Haigerloch, um die Rekruten abzuholen. Mit „Hurrassasa" ging's zur Stadt hinaus
und die Seesteige hinauf. Immer wieder ertönte es aufs Neue: „Siegreich wollen
wir Frankreich schlagen!"40 Im Dorfe angekommen, stiegen wir ab beim Hirsch-

40 Vielleicht täuscht sich hier Anton Fink in seiner Erinnerung. Das genannte Lied war vor
allem im Ersten Weltkrieg beliebt.

186


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0198