Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 192
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0204
Karl Werner Steim

[26 b] 8. Abschnitt: Meine erste Heirat 1877. Hochzeit im Hirsch zu Haigerloch

In Trillfingen hatte ich die Familie vom Kaufmann Beuter näher kennen gelernt.
Herr und Frau waren hochachtbare Leute. Sie hatten einen Sohn und eine Tochter
namens Maria. Diese wurde mir zur Frau gegeben.

Erlebnis aus meiner Brautzeit. Der reiche Bauernsohn Karl Keßler hatte auch ein
Aug' auf meine Braut. Ich war ihm ein Dorn im Auge. Seine Absicht war mir
bekannt. Daher schaffte ich mir einen sechsläufigen Revolver an. Als ich eines Abends
um 10 Uhr nach Hause ging, führte mich mein Weg durch eine hohle Gasse. Ein
lebendiges Haag zog sich am Wege entlang. [27] Auf einmal raschelte es im Gebüsche.
Ich zog meinen Revolver und feuerte in die Luft. Etwa ein halb Dutzend junge Burschen
gaben Fersengeld und stoben nach allen Richtungen davon. Hätte ich keine
Waffe gehabt, ich wäre elendig verprügelt worden.

Kurze Zeit darauf war unsere Hochzeit. Ich wollte keine öffentliche Hochzeit mitmachen
: Meine Schwiegermutter aber bestand darauf, indem sie sagte: „Ja wohl do,
mir traget scho 20 Johr Hochzeitsgeld in älla Dörfer rum. Stand ihr nu au in Gang
nei und sammlat Geld ei. Ihr wäarats wohl braucha könna!"

Ich fügte mich. Am Hochzeitstag aber mußte meine Frau die Gaben einsammeln.
In meiner weißen Weste schämte ich mich an dieser besseren Bettelei. Rentabel war ja
das Herumstehen. In kurzen Abschnitten brachte meine Frau Taschen voll Geld in
die untere Stube. Das Geld trug ich in Absätzen heim in unseren Glaskasten, der ein
Geheimfach aufweist. Andern Morgen zählten wir das Geld. Es waren etwas über 600
Mark.

[28] Von unseren Kindern aus erster Ehe leben noch drei: Anna, verheiratet in
Zürich, Martha, verheiratet in Schramberg und der Sohn Konstantin [Georg] brannte
mir durch. Er war an der Kaufmannsschule in Kalw55. Daselbst befanden sich 5
Amerikaner. Von diesen ließ Konstantin sich beschwatzen und ging nach Amerika.
Ein wechselvolles Dasein wartete dort seiner. Als Kaufmann kam er nicht an. Er wurde
Bäcker in einem großen Geschäfte in St. Louis. Nach seinem Schreiben führt man
in diesem Großbetrieb jeden Morgen das Brot mit 60 Fuhrwerken in der Stadt herum
. Konstantin brachte es in diesem Hause zum Geschäfts-Führer und Teilhaber.
Er will auch verlobt gewesen sein mit der einzigen Tochter des Hauses. Die Verlobung
habe er aufgehoben, angeblich weil ihm das Mädchen zu hartherzig gewesen sei. Was
wahr und was Phantasie in diesen Nachrichten ist, können wir von hier aus nicht
nachprüfen. Unser Briefwechsel stockt schon zwanzig Jahre. Inzwischen schrieb er
einmal wieder, er habe eine Witfrau mit zwei Kindern geheiratet. Es schien, als ob es
ihm nicht gut ginge und er Lust hätte, herüber zu kommen.

[29] Ich schilderte ihm unsere wirtschaftliche Notlage und unsere große Arbeitslosigkeit
. Das ist etwa 5 Jahre her. Seitdem läßt er wieder nichts mehr von sich hören.

55 Richtig: Calw.
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