Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 198
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Karl Werner Steim

[38] 3. Karl Anton machte das ganze Gymnasium durch. Einmal bekam er - unter
218 Schülern - den Kaiserpreis. Im Weltkrieg wurde er plötzlich eingezogen. Er trat
in Konstanz als Fahnenjunker ein. Daselbst behagte es ihm nicht. Er ließ sich versetzen
und kam als Gewöhnlicher zur Artillerie nach Rastatt. Beim Kriegs-Ende ging er
auf die Hochschule nach Freiburg und machte 3 Semester mit. Die Inflation setzte
ein. Mir ging das Bargeld aus. Mein Vermögen lag fest als Hypothek in Schramberg.
Karl konnte nicht mehr weiter studieren. Als ich ihm das eröffnete, ging er hinauf in
sein Zimmer und weinte überlaut. Unser Nachbar, Herr Bankrat Strobel66, nahm ihn
zu sich in die Leihkasse. Nur schwer fand er sich zurecht. Karl hätte für einen höheren
Beruf Veranlagung und Lust gehabt. Allein, die Verhältnisse sind weit stärker als
die Menschen. Bei seiner Verheiratung hatte er Glück. In der Waldbühne in Sigmaringendorf
verliebte er sich in Faust's Gretchen67, ein aufgewecktes, nettes, liebes
Ding. Dieses einfache Mädchen vom Lande machte ihn glücklich. Die frühere
Lebensfreudigkeit kam bei ihm wieder zum Durchbruche.

[39] Als Gymnasial-Lehrer

Die Lehrer am hiesigen Gymnasium wurden [im Ersten Weltkrieg] der Reihe nach
zum Militär eingerufen. Eines Tages ließ Herr Direktor Hester68 mich zu sich rufen
und frug mich, ob ich nicht bereit wäre, am Gymnasium als Lehrer Aushilfe zu leisten
. Ich nahm das Anerbieten dankend an. Durch 2 xli Jahre tat ich Kriegsdienste bis
zum Ende des Weltkrieges69.

Die restlich verbliebenen Lehrer am Gymnasium betrachteten mich mit gemischten
Gefühlen. Studienrat Grünewald70, als ältester Lehrer, war äußerst nett zu mir.
Dr. Hack71, ein köln'scher Junge, nahm mich nicht vollwertig. Dem war ich wie ein
Dorn im Auge. Einmal drang er unangemeldet in meine Klasse lärmend ein, warf mit
„Dummen Schwaben" um sich. Ich fühlte mich mitbetroffen. Schnurstraks lief ich
zum Direktor, mich zu beklagen. Dr. Hack mußte andern Morgens Abbitte bei mir
leisten. Ich merkte es ihm an, dem hochnäsigen Bürschchen, daß ihm dies äußerst
schwer fiel. Meinen Dienst am Gymnasium nahm ich sehr ernst. Täglich bereitete ich

66 Oskar Strobel, * Harthausen/Scher 4.4.1884, f Sigmaringen 4.2.1975. 1927-1951 Landes-
bankdirektor in Sigmaringen.

67 Walburga (Wally) Fink geb. Häberle, * Sigmaringendorf 19.12.1913, f Sigmaringen
26.3.1997.

68 Franz Hester, 1908-1923 Direktor des Gymnasiums. Ernst Wagner: Das Gymnasium in
Sigmaringen 1818-1961. Sigmaringen 1961. S. 52 ff.

69 Der Sigmaringer Volksschulleiter Franz Keller, der Fink persönlich kannte, berichtete: Im
Weltkrieg versuchte Fink noch einmal in der Sexta und Quinta des Gymnasiums vertretungsweise
Unterricht zu erteilen, war aber froh, als er nach 4 1h [?] Jahren davon befreit wurde.
StAS Dep. 1 T 6-7 Nr. 234.

70 Cyriakus Grünewald, * Aidhausen 28.2.1879, f Sigmaringendorf 24.3.1945. 1906-1939
Oberlehrer bzw. Studienrat am Gymnasium Sigmaringen. StAS Dep. 1 T 6-7 Nr. 21. -
Heimatbücherei Hechingen U b 529. - Otto H. Becker: Cyriakus Grünewald. In: Maria
Magdalena Rückert (Hg.): Württembergische Biographien. Band I. Stuttgart 2006, S. 94 f.

71 Dr. Hack, 1914-1918 Studienrat am Gymnasium Sigmaringen. StAS Dep. 1 T 6-7 Nr. 21.

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