Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 200
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Karl Werner Steim

zum letzten Bissen und hatte von da ab eine Menge Bandwurm-Eier bei mir in Herberge
. Fürs Lehrerseminar und seine Wissenschaften ist dieser Vorfall ein Armutszeugnis
. Aber auch die ärztliche Wissenschaft ist nicht weit her. Keiner der vielen, vielen
Arzte, die mich untersucht hatten, ist darauf gekommen, was mir fehlte. Die beiden
Arzte in Haigerloch hielten mich für schwindsüchtig, weil ich dauernd miserabel
schlecht aussah. Mein Lebens-Barometer stand dauernd auf trüb und regnerisch.
Beim Schulhalten war ich gar leicht erregbar.

[43] Ursache meiner Pensionierung

Schon in meinem 58ten Lebensjahre mußte ich mich pensionieren lassen. Ich war
körperlich unter das Schneidergewicht77 gesunken, wog kaum noch einen Zentner.

Ich ging zu einem Professor nach Stuttgart. Diesen Herrn bat ich, mir ehrlich zu
sagen, woran ich sei. Bei Pflicht und Gewissen möge er mir sagen, wie es um mich
stehe. „Ja", sagte der Gelehrte, „wenn Sie mich auf Ehre verpflichten, dann habe ich
Ihnen zu sagen: Machen Sie Feier-Abend, so rasch als möglich. Dann können Sie sich
vielleicht noch einige Jahre Ihrer Familie erhalten." Das war im Jahre 1910. Schon im
Heimfahren entwarf ich meinen Pensionierungs-Antrag. Am andern Tage wanderte
er nach Sigmaringen zur Regierung. Wenige Tage darauf erhielt ich meine Pensionierung
auf ersten Oktober 1910.

[44] Mein Hausbau

Nachdem ich meine Pensionierung in der Tasche hatte, wählten wir Sigmaringen
als künftigen Aufenthaltsort. Meine einzige Schwester in Sigmaringen, Frau Grünwald78
, hatte großen Einfluß auf diese Wahl. Sie war besonders anhänglich an mich.
In Haigerloch schon faßte ich den Entschluß, ein eigenes Haus zu bauen. Meine
Schwester hatte eigenmächtiger Weise mit Bauunternehmer Wolfsturm über meinen
Plan gesprochen. Wolfsturm ging sogleich daran, hinter meiner Schwester Haus ein
neues Haus zu erstellen, ohne mit mir auch nur ein Wort gesprochen zu haben. Ich
lehnte das Haus ab. Nun kam meine Schwester in große Verlegenheit. Wolfsturm
machte Entschädigungs Ansprüche. Diese wurden dadurch behoben: Grünwalds
ließen einen Anbau an ihr Haus machen79. Wolfsturm führte den Bau aus. Er war
damit abgefunden. Ich ging zum Werkmeister Steidle80 und gab ihm Auftrag, mir ein

77 In der Umgangssprache wird darunter ein Gewicht von 50 kg verstanden.

78 Helene Grünwald geb. Fink, f Sigmaringen 13.2.1921 im Alter von 74 Jahren. - Ihr Ehemann
Schreinermeister Ignaz Grünwald, * Hettingen 30.7.1842, f Sigmaringen 22.3.1934. Er
kaufte 1878 ein 1870 errichtetes Wohnhaus mit Bäckerei an der Leopoldstraße in Sigmaringen
und betrieb hier bis 1890 eine Schreinerei, die er dann in einen Neubau hinter dem Haus
verlegte. 1888 hatte er zusätzlich ein Manufaktur- und Kolonialwarengeschäft eröffnet. StAS,
Dep. 1 T 6-7 Nr. 93.

79 Tatsächlich wurde 1910 am Haus Grünwald in der Leopoldstraße an der Süd- und an der
Ostseite ein Anbau erstellt. StAS, Dep. 1 T 6-7 Nr. 93.

80 Emil Johann Steidle, * Sigmaringen 19.11.1860, f Sigmaringen 5.8.1922. StAS Dep. 1 T 6-7
Nr. 225.

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