Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 211
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0223
Anton Fink: Die schwarzen und die heiteren Lose meines Erdenlebens

Erzbischof zu ihm: „Ach, Herr Pfarrer, was haben Sie doch Ungeschicktes hier
gemacht. Sehen Sie, hier auf meinem Pulte liegt eine fertige Urkunde, worin Sie zum
Professor der Theologie ernannt worden sind auf Vorschlag der theologischen Fakultät
Freiburg." Nach Blumenstetters Mitteilung soll Sprißler geantwortet haben, ähnlich
wie Luther in Worms: „Exzellenz, hier steh' ich und kann nicht änderst." Das
hatte zur Folge: Sprißler stieg statt aufwärts abwärts. Ihn traf Freiburgs Ungnade
sehr, sehr schwer. Er wurde auf den Tischtitel gesetzt mit täglich 2 Mark100.

[63] Blumenstetter ließ seinen Freund Sprißler nicht verhungern. Er teilte sein Einkommen
redlich mit ihm. Blumenstetter fuhr öfters im Jahre nach Boll zu Sprißler101.
In der Linde zu Hechingen wurde abgestiegen102. Landgerichts-Direktor Evelt, Dr.
Geisler103, Dr. Gfrörer104, Dr. Bosch105 und noch andere Geistes-Helden stellten sich
regelmäßig ein. Sprißler war der Mittelpunkt der interessanten Tafel-Runde. Einmal
nahm Blumenstetter mich mit und setzte mich in der Linde meinem Onkel Sprißler
gegenüber. Es war das Erste- und Letztemal, daß ich meinen Vetter106 sehen und sprechen
konnte.

Auf dem Gottes-Acker zu Hechingen ruhen die zwei Freunde Blumenstetter und
Sprißler friedlich nebeneinander. Ein dritter Freund, Pfarrer Volm107 von Weilheim,
wurde ihnen beigesellt. Volm war auch Wessenbergianer.

[64] Mir sagte Blumenstetter einmal: Mein Freund Sprißler war noch begabter als
ich, aber er war auch hitziger als ich. Blumenstetter behielt Pfarrei und Pfarrers-Einkommen
. Sprißler opferte Beides seinen hochgestellten Idealen!

100 Seit 1853 bekam Sprißler zu den 300 Gulden des Tischtitels zusätzlich 100 Gulden jährlich
aus dem allgemeinen Kirchenfonds in Freiburg. 1861 erhöhte das Ordinariat seine Unterhaltszahlung
endgültig auf 700 Gulden. Engisch/Müller, Sprißler (wie Anm. 12), S. 265, 270.

101 1851 musste Sprißler Empfingen endgültig verlassen. Danach weilte er zur Kur in Imnau,
1853 in Hechingen, 1855 in Kaiseringen, ab 1861 in der Friedrichstraße in Hechingen und ab
1873 in Stetten bei Hechingen, wo er auch gestorben ist. Von einem Wohnort Boll ist nichts
bekannt. Johann Adam Kraus: Josef Sprißler, Pfarrer von Empfingen. In: Hohenz. Heimat 13
(1963) S. 23. - Die Hohenz. Blätter veröffentlichten am 21.6.1879 einen ehrenden Nachruf.

102 Speidel berichtet, der Freundeskreis habe sich im Sommer im Gartenhäuschen des Blu-
menstetterschen Gartens am Obertorplatz in Hechingen getroffen. Speidel, Blumenstetter
(wie Anm. 9), S. 101.

103 Dr. Carl August Geisler, 1890-1895 Oberamtsphysikus in Hechingen. Ludwig Egler:
Chronik der Stadt Hechingen. Auf der Grundlage einer Bearbeitung von Maximilian Rudolf
von Ehrenberg. Hechingen 1906. (Überarbeitete Auflage 1980), S. 352.

104 Geheimer Sanitätsrat Dr. Franz Gfrörer, * Hechingen 4.9.1807, f Hechingen 15.1.1880.
Chronik der Stadt Hechingen (wie Anm. 103), S. 300.

105 Dr. Carl Bosch, * Hechingen 15.12.1797, f Hechingen 21.4.1883. 1838-1882 Landschaftswundarzt
in Hechingen. 1877 feierte er bei Blumenstetter sein 50jähriges Doktorjubiläum.
StAS Ho 235 T 23-24 Nr. 122. - Speidel: Blumenstetter (wie Anm. 9), S. 101.

106 Ansonsten bezeichnet Fink den Pfarrer Sprißler als „Onkel".

107 Konrad Volm, * Hechingen 21.12.1796, f Hechingen 31.3.1877. Seit 1839 Pfarrer in Weilheim
. FDA 17 (1885) S. 111.

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