Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 221
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Anton Fink: Die schwarzen und die heiteren Lose meines Erdenlebens

nicht beim abgestumpften Kegel." Straubinger wurde unhöflich, ja giftig und rief
zornig: „Diese Sachen müssen das ganze Jahr parat sein!" Kurzum: meine Schule war
für dies Mal nicht in Ordnung. Ich schrieb in die Schul Kronik: „Bei der heutigen
Prüfung war mir zu Mute, wie dem Landmanne, dem der Hagelschlag den Fleiß eines
ganzen Jahres vernichtet hat!" Mein Verhältnis zu Reiser war und blieb zeitlebens
getrübt. Zwei böse Gesellen, Binder und Reiser, verbitterten mir absichtlich das
Leben! Von ihnen kann man unmöglich sagen, sie seien edle Menschen gewesen.

Noch ein Stückchen von Reiser: Die Frau Oberamtmann von Balingen war Dichterin
. Sie brachte Herrn Reiser ein Krippen-Spiel zur Vertonung. Das Spiel wurde in
Haigerloch aufgeführt. Die Frau Oberamtmann war anwesend. Was geschah? In Mitten
des Spieles [90] stand sie auf und lief davon. Sie ging zur Post, wo ihr Fuhrwerk
stand. Hier gab sie ihrem Unwillen lebhaften Ausdruck, indem sie sagte: „Herr Reiser
hat die Gedanken und Gefühle, die mich beseelten, durchaus nicht getroffen!"
Kann es noch ein vernichtenderes Urteil über Reisers Komposition geben? Ich denke
, mein anfangs gefälltes Urteil war somit voll berechtigt. Reiser war kein großer
Musikus, er war höchstens Diletant. Die Frau Oberamtmann ließ auf der Post unverzüglich
einspannen und fuhr davon, ohne sich von Reiser verabschiedet zu haben.
Auch ich nehme Abschied von Reiser. Er war einer meiner schlimmsten Widersacher,
der mir eine Menge schwerer Stunden bereitet hat. Ich tue es aber ohne den geringsten
Groll im Herzen. Er ruhe im Frieden!

[91] Tensi, der letzte Hofkaplan in Haigerloch

Die Grafen von Haigerloch hielten sich jeweils einen Hof-Kaplan. Sie, die Hofkap-
läne, residierten im Kaplaneihaus bei St. Anna134. Die Grafen sind längst ausgestorben
, aber Hofkapläne gab es bis auf unsere Zeit. Mit Tensi135, dem letzten Hofkaplan,
habe ich noch jahrelang amtiert. Weil es bei Hof nichts mehr zu amtieren gab, so
mußten die Hofkapläne bei der Pastoration der Unter- und Oberstadt mithelfen.
Stadtpfarrer Schnell und Hofkaplan Tensi vertrugen sich nicht gut neben einander.
Tensi, ein vollblütiger Herr aus dem Rheinlande, litt zeitweilig an Verfolgungs-Wahn.
Sobald am Pfarrhause Leintücher oder Teppiche getrocknet wurden, erblickte Tensi
hierin eine Zeichensprache von Schnells Schwestern, die ihn - den Hofkaplan - verspotten
würden.

[92] Unterm 5. November 1881 erschien im Haigerlocher Boten ein Artikel von
Tensi in dem er von „Ruchlosigkeiten" sprach und dachte dabei an die Fexierungen,
die vermeintlich vom Pfarrhof aus gegen seine Person unternommen wurden. Tensis
Artikel galt dieses Extra-Blatt: „Extra-Blatt zum Eyach-Boten Nro. 120. Mit Bezug
auf das „Pro Memoria" des Herrn Hofkaplan Tensi im Eyachboten Nr. 120 fordern

134 Der Haigerlocher Hofkaplan wohnte ursprünglich im Schloss, später in dem der Sigis-
mundispfründe gehörigen Kaplaneihaus links am Eingang in den Unterstadtfriedhof. Wilhelm
Tensi wohnte im St. Annahaus, weil er seit 1875 zugleich Oberstadtkaplaneiverweser war.
Hodler, Haigerloch (wie Anm. 108), S. 568 f.

135 Wilhelm Tensi, * Brakel 4.4.1841, | Pfullendorf 14.6.1912. 1869 Hofkaplaneiverweser, 1873
Hofkaplan in Haigerloch. FDA 44 (1916) S. 27 f.

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