Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 224
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0236
Karl Werner Steim

[98] Klein Hexlein mit dem Geißbock

Ein altes, verhutzeltes Weibchen,

Im Mund einen einzigen Zahn,

Mit schwarzem, zerknitterten Häubchen

Verfallen gar törichtem Wahn,

Wird vielfach als Hexe gescholten,

Umwoben von Zauber und Graus.

Die Leute stets zornig ihm grollten.
Es fürchtet sich jegliches Haus.

Das Weibchen ergiebt sich dem Schicksal.
Es kennt seinen schweren Verdacht
Und nimmt zur Versüßung der Trübsal
Geschenke - so viel man ihm macht.

Um mehr noch das Volk zu betören
Ein Geiß-Böcklein trippelt zur Seit".
Es hört es und will es nicht hören,
Wie oft man ihm „Hexe!" nachschreit.
Es zupft nur bedächtig sein Häubchen,
Es ringelt sein kohlschwarzes Band,
Bestreichelt sein schäbiges Leibchen
Und hoppft wie ein Floh in dem Sand!

Klein Hexlein, es gehet am Stocke,
Und wackelt die Kreuz und die Quer.
Es zerrt am störrischen Bocke,
Der Schauer erhöht es noch mehr.

Und zieht dann am Haus es hinunter,
Gar schnell eilet Lenchen hinaus.
Es stellt (gar geschäftig und munter)
Den Besen verkehrt vor das Haus.
[99] Geht Hexlein alsbald dann vorüber
Am „Besen-verriegeltem" Haus,

Die Leute - je eher, je lieber -
Sie gucken zum Spältlein hinaus.
Wie sind sie so glücklich und heiter,
Weil Hexlein mit Rock und mit Stock
Vom Hause weg ziehet - nun weiter
Noch führend am Bändel den Bock!

Wird aber das Haus nicht bewachet
Vom Besen und anderem Tand,
Dann kommt klein Hexlein und lachet.
Die Leute ihm halten nicht Stand.
Sie fliehen und eilen von Dannen
Voll Schauder und Aerger und Graus!
Es halten nur herzhafte Mannen
Bei ihm und dem Geißböcklein aus.

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