Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 228
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Karl Werner Steim

lieh mit seinem Humor. Ein norddeutscher Oberförster Mametschki141 stellte einmal
bei Wern den Antrag, ein akademisches Kränzchen einzuführen. Als Antwort [111]
ergriff er den Förster hinten am Rockkragen, schüttelte ihn, daß die Zunge zum Vorschein
kam und rief: „Herrgott-Sakrament! Herr Oberförster, dös goht 'z Haigerloch
itta. Miar Herra brauchat a'nander 's ganz Johr!"

Wern war auch ein Freund des Gesanges. Auch im Sängerbund war er beständiger
Vereins-Vorstand, obwohl ihn weder seine Stimme, noch sein Gehör dazu qualifizierte
. Aber seine Kraft-Natur imponierte. Unter seiner Führung holte sich der Sängerbund
in Sigmaringen und in Schwäbisch Gmünd einen ersten Preis.

Als Privat-Mann galt Wern als „knickerisch". Geld machen ging ihm über Alles.
Einmal hatte er beim Kaiserfest Champagner-Wein getrunken und sagte zu seiner
Umgebung: „Den hab ich rasch wieder verdient." Darauf fuhr er nach Trillfingen
zum Kaufmann Beuter, welcher krank und nebenher wohlhabend war. Beuter bekam
den Champagner-Wein angekreidelt. Diesen Vorgang kenne ich ganz genau. Ich hörte
Werns Tischgespräch und Beuter war mein Schwieger-Vater, der die Champagner-
Flasche Werns zu berappen hatte.

[112] Sanitäts-Rat Hermann Mock in Haigerloch

Dieser Herr war der Beste und mir der Liebste Mensch in ganz Haigerloch. Er war
ein grasses Gegen-Stück vom Physikus Wern. War Wern ein Rauhbauz, war Mock der
feine, wohlerzogene Geheimrats-Sohn142 von Sigmaringen. Dr. Mock sammelte keine
Reichtümer. Er starb arm wie eine Kirchen-Maus. Das kam so: Mock heiratete die
einzige Tochter vom Oberamtmann Emele, welcher mit Erfolg an der I. Million
arbeitete. Von dem großen Vermögen sah Mock nichts, rein gar nichts. Emele wollte
seinem Schwieger-Sohn am Hochzeits-Tage ein beträchtliches Nadelgeld143 für die
junge Frau geben. Mock sagte: „Lieber Schwieger-Vater, Du bist ein gewandter Geldmann
. Verwalte Du dies Geld weiter." So geschah es. Emele starb bald an einem Herzschlag
. Frau Emele verwaltete das Geld weiter. Mock starb vor seiner Schwieger-Mutter
. Von dem großen Vermögen sah Mock keinen Pfennig mehr.

„Mit des Geschickes-Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten!"144
[113] Mit seiner Heirat hatte Sanitätsrat Mock kein Glück. Seine Frau war schwach
am Geiste, wurde allmählich „Gemütskrank" und zuletzt ganz umnachtet. Hermann
selber, der stattliche, schöne Gardist, fing an zu kränkeln. Er wurde zuckerkrank.
Erst nahm man ihm den großen Zehen ab und zuletzt das ganze Bein. Mit einem Beine

141 1903 wurde der bisherige kommissarische Verwalter der Oberförsterstelle Haigerloch, Forstassessor
Marmaetzschke, zum Oberförster ernannt und ihm die Oberförsterstelle endgültig
übertragen. 1908 wurde er von Haigerloch versetzt. Stadtchronik Haigerloch I (wie Anm. 42).

142 Regierungsdirektor Johann Quirin Mock, * Sigmaringen 28.12.1796, f Sigmaringen
18.7.1867.

143 Vom Ehemann der Frau ausgesetzte Summe für ihren persönlichen Bedarf. Eugen
Haberkern/Joseph Friedrich Wallach: HilfsWörterbuch für Historiker. Mittelalter und
Neuzeit. 2. Teil. Tübingen 19877, S. 439.

144 Friedrich Schiller: Wallensteins Tod.

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