Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 229
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Anton Fink: Die schwarzen und die heiteren Lose meines Erdenlebens

mußte er noch seinem Erwerbe nachgehen. Seine Nachbarin, Frau Back, setzte sich
zu ihm in seinen Einspänner und fuhr mit ihm von Dorf zu Dorf, half ihm ein- und
aussteigen. Es war ein Jammer zuzusehen, wie dieser einst kraft-strotzende Riese
gezwungen war, noch in alten Tagen sich mühsam sein Brot zu verdienen. Mir tat dies
in der Seele wehe!

Hier noch ein Stückchen edler Gesinnung und Herzens-Güte: Ich hatte ein viertel
Jahr lang eine kranke Frau. Dr. Mock kam täglich ins Haus. Ich rechnete 50 Mark für
ärztliche Besuche. Dem Herrn Doktor war sein Stammhalter gestorben. Für Beerdigung
hatte ich 1 Mark zu beanspruchen. Als gegen Weihnacht meine Doktor-Rechnung
einlief, war ich begierig auf die Rechnungs-Summe. Ich fand gar keine. Dafür
stand geschrieben: „Durch Gegen-Leistung dankend empfangen!" So nobel bezahlen
nicht alle Fürsten! Dr. H. Mock war der prächtigste Mensch, der mir in Haigerloch
begegnete.

[114] Hauptlehrer Fink als Pensionär in Sigmaringen

In meinem Garten hatte ich 24zig Obst-Bäume gepflanzt. Die Zeit vertrieb ich mir
mit Garten-Arbeit. Ganz nahe beim Hause pachtete ich noch ein Kraut-Land und
hatte nun Beschäftigung mehr als genug. Gemüse brauchte ich im Jahreslauf keines
zu kaufen. Auch den Bedarf an Kartoffeln pflanzte ich mir selber.

Gesellschaftlich wußte ich mir auch zu helfen. Ich wurde Mitglied im Kirchenchor
und im Männerchor. In letzterem war ich einige Jahre Vereins-Vorstand. Mitglied beider
Vereine zu sein, wurde mir schon nach 3 Jahren lästig. Die vielen Proben mitzumachen
, wie ein Lehrling im Singen, das hatte ich doch nicht nötig. Vom Kirchenchor
blieb ich deshalb weg. Im Männerchor habe ich mitgemacht bis 18ten November
1934. Männerchor und Frohsinn gaben an diesem Tage ein gemeinsames Herbst-Konzert
. Ich stand als aktiver Sänger im 81zigsten Lebens-Jahre. Nun machte ich Feier-
Abend für Immer. Scheiden, ach Scheiden tut weh!

[115] Fink Stadtverordneter in Sigmaringen

Unter der Führung Schönfelder-Bollig145 war ich Mitglied der liberalen Partei. Als
solches kam ich auf den Wahlzettel und wurde (bei einem Nachschub) Stadtverordneter
. Es war die Zeit, in welcher die Stadthalle erbaut wurde. Da gab es hitzige
Debatten. Einer der Kampfhähne war ich. Der Hallenbau war mir zu teuer. Gegen
eine Stadthalle war ich durchaus nicht. Ich sagte etwa Folgendes: „Meine Herren! Wir
haben jetzt 165 Pfähle einrammen lassen und schon 68000 Mark in die Erde vergraben
. Für diese große Summe hätten wir eine prächtige Holz-Halle - ähnlich wie in
Ravensburg - erstellen können." Man hörte mich ruhig an. Es sagte keiner ein Wort
dagegen. Bei der Abstimmung aber war das geschlossene Zentrum für den heutigen,
sehr teuren Neubau. Zum Verwundern war das nicht; die meisten Zentrums-Räte

145 Paul Bollig, seit 1914 Studienrat am Gymnasium Sigmaringen. StAS Dep. 1 T 6-7 Nr. 21.

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